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Der Nahe Osten im Blickfeld der Welt

Ich sitze in einem Café und werde unfreiwillig Zeuge des nicht zu überhörenden Gesprächs am Nachbartisch. Mit wissendem Ton entlarven die älteren Frauen die Wurzel für den Unfrieden in der Welt: „Israel! Dieser Staat verhindert den Frieden in der Welt.“ Dies lässt mich aufhorchen. Warum werden gerade Israel und das jüdische Volk als Problem für den Weltfrieden angesehen, und nicht die islamische Welt oder unsere Gesellschaft ohne feste Werte und Normen?

 

Ein Comeback

Nach dem Holocaust traute sich kaum jemand, den Satz des Historikers Heinrich von Treitschke (1834-1896) öffentlich zu zitieren: „Die Juden sind unser Unglück“. Im Nationalsozialismus erschien dieses Zitat auf der Titelseite von Julius Streichers (1885-1946) Hetzblatt „Der Stürmer“. Treffen wir heute bei uns die alten Vorurteile mit der Anpassung „Israel ist unser Unglück“ wieder an? In den islamischen Staaten jedenfalls sind die nationalsozialistischen Hetzschriften heute wieder ein Bestseller.

 

Fokus Nahost

Eine EU-Antisemitismusstudie, an der 15 EU-Staaten teilnahmen, machte deutlich, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Situation im Nahen Osten und dem Antisemitismus in Europa besteht. Die Mehrheit der befragten EU-Bürger sieht in Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden.

 

Provokativ

Nachdenklich macht auch, dass von den 21 Nationalstaaten der „Arabischen Liga“ bisher nur Ägypten und Jordanien offiziell das Existenzrecht Israels anerkannt haben. Die insgesamt 57 Mitglieder umfassende „Organisation der Islamischen Konferenz“ (OIC), die für sich in Anspruch nimmt, die islamische Welt zu repräsentieren, macht auf ihrer Homepage deutlich, dass „Jerusalem und die Al-Aqsa-Moschee von der zionistischen Besatzung befreit werden müssen“. Jerusalem soll auch zum ständigen Sitz der OIC werden. Seltsamerweise wollen sie sich nicht im Zentrum des Islams, in Mekka, ansiedeln. Warum nur?

 

Fordernd

Das Nahost-Quartett, die EU, die UNO, die USA und Russland, wollen eine Lösung für den „äußerst besorgniserregenden Zustand“ im Nahen Osten finden und sich um eine Deeskalation bemühen. Saudi-Arabien stellte erneut seinen Friedensplan „Dialog statt Konfrontation“ vor. Er beinhaltet die mögliche Anerkennung Israels durch die Arabische Liga. Voraussetzung dafür ist die Rückkehr Israels in die Grenzen vor 1967.

Doch kann Israel überhaupt entlang der Grenzen von vor 1967 wieder geteilt werden? Sind die einzelnen Teile nicht schon so eng miteinander verwoben und aufeinander angewiesen, dass es keine sinnvolle Trennung mehr gibt?

 

Die andere Realität

In Israel leben Tausende von Arabern in Frieden mit den Juden zusammen. In den arabischen Staaten haben Juden und Christen hingegen einen schweren Stand. In Europa führt die Überfremdung zu einem neuen Erstarken der Rechten. Doch weshalb richtet sich der Unmut gegen Israel und das jüdische Volk, das in Europa nur noch eine unbedeutende Minderheit ist und niemanden bedroht?

 

Die Herausforderung

Wir sind herausgefordert, unsere Haltung zu überprüfen. Weder Abgrenzung noch passives Zuschauen kann die Lösung sein. Die Bibel fordert uns auf, gegen Unrecht einzustehen und für die Menschen, die uns feindlich gesinnt sind, zu beten.

 

Erste Schritte

Mich beeindruckt, wie gerade im Nahen Osten die kleine Minderheit der arabischen Christen und messianischen Juden Schritte wagt, auch wenn die politische Situation verfahren scheint. Wenn wir im Kleinen die Liebe Christi praktizieren, kann sie Kreise ziehen. Die Liebe zu allen Menschen im Nahen Osten macht das messianische Zeugnis für alle notwendig (Mt. 24,14; 28,19; Apg. 1,8; Röm. 1,14.16). Die messianischen Juden und die arabischen Christen gehören in das Heilshandeln Gottes hinein (Ps. 87; Jes. 19,19-25; Sach. 9,6). Sie sind die Vorboten einer neuen Realität, die Gott schafft. Beten Sie mit für unsere Geschwister im Nahen Osten. Lassen wir uns herausfordern, Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in unserem Umfeld mit der Botschaft Christi zu erreichen. Dann geschieht, was die Engel verkündeten: „Friede auf Erden“ (Lk. 2,14).