Schawuot

Schawuot – Pfingsten in seiner geschichtlichen Bedeutung

Juden feiern Schawuot. Christen feiern Pfingsten, für die wir nun die jüdische Sicht auf das Fest aufzeigen.
[Jurek Schulz, Alfred Balzer]

Apostelgeschichte 2:1–13: Als aber der Pfingsttag gekommen war, …

Fragen zu Apostelgeschichte 2:

  1. Was ist der alttestamentliche, jüdische Hintergrund von Pfingsten?
  2. Was hatte Pfingsten im Neuen Testament für die zumeist jüdischen Personen für eine Bedeutung?
  3. Welche Bedeutung hatte Pfingsten in der frühen Kirche?
  4. Was lernen wir heute daraus?

Bevor wir auf den ersten Punkt zu sprechen kommen, müssen wir wissen, dass das griechische Wort für Pfingsten, “Pentecoste”, aus der Steuersprache der damaligen Zeit kam und zunächst immer den 50. Teil einer Ware meinte. So musste ein Viehhändler von einer für den Export bestimmten 50 Rinder umfassenden Herde, das 50. Tier als Steuerlast abgeben. Die Abgabe der Zollgebühr an sich war die Pentecoste in griechischer Sprache. In späterer Zeit war nicht nur der 50. Teil mit diesem Wort gemeint, sondern die Abgabe an sich, in welcher Höhe auch immer.

 

Nun zur ersten Frage.

  1. Was ist der alttestamentliche, jüdische Hintergrund von Schawuot (Pfingsten)?

Wenn in der Apostelgeschichte 2:1 es heißt, dass der Pfingsttag gekommen war, dann werden wir durch die Parallelstelle im Alten Testament (AT, Tenach) darauf hingewiesen, dass das jüdische Wochenfest angebrochen war. In 2. Mose 34:22 wird uns mitgeteilt, dass 7 Wochen nach Pessach (Zeit der ungesäuerten Brote, Zeit des Opferns und der Buße, die Zeit, in der unser Herr Jesus Christus geopfert wurde), das  Wochenfest gehalten werden soll.

Es ist das Fest der Erstlingsgabe, das Fest der Ernte, das Fest der Freude, das Fest, das hebräisch Schawuot heißt und genau der 50. Tag nach der Pessachfeier (Passah, Ostern) war, wie es heute noch im Judentum so ist.

Am 50. Tag sagte G’tt zu Moses, es soll die Erstlingsgabe dem Herrn in den Tempel nach Jerusalem gebracht werden. Es mussten die ersten beiden Brote der Ernte sein. Diese ist dann von dem Priester als Schwingopfer angenommen worden. Der Priester hob die beiden Brote in alle vier Himmelsrichtungen mit der Bitte um den Segen G’ttes für das Land.

Ebenso ist das Erstlingsopfer Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber G’tt.

Dadurch wurde die Fürsorge G’ttes, die für den Menschen unendlich groß ist, symbolisch dargestellt und angebetet. Im 3. Mose 23:15-22 heißt gleichfalls, dass nach 50 Tagen bzw. nach 7 ganzen Wochen, daher der Name Wochenfest, hebräisch “Schawuot”, griechisch “Pentecoste”, deutsch “Pfingsten”, das Erste der Erntegaben als Erstlingsopfer in Form von zwei Broten zum Tempel gebracht werden sollen.

Der Priester nahm diese als ein Schwingopfer an. Als eine ewige Ordnung sollen die Juden diesen Brauch halten.

Es ist das dritte große Fest im Leben des Volkes Israel, neben Pessach (Errettung vom Todesengel), Befreiung aus Ägypten, 2. Mose 12, (Bild für neues Leben, im NT Passah bzw. Ostern). Die Schöpfung des jüdischen Volkes wird zu Pessach thematisiert.

Bei dem Laubhüttenfest (Sukkot), 3. Mose 23:34-43 wird an die erste Übernachtung in der neugewonnenen Freiheit erinnert.

Die anschließende 40-jährige Wanderung, die ihren Höhepunkt in dem Einzug ins gelobte Land, Eretz Israel, stellte den Höhepunkt im Leben des Volkes dar und glich einer Erlösung.

Das Thema zu Schawuot ist das der Selbstoffenbarung G’ttes.

Seine Macht und Herrlichkeit wird in der Offenbarung der Thora (5. Bücher Mose, bzw. in den 10 Orientierungspunkten), deutlich.

So glauben die Juden, dass G’tt die Thora zu Pfingsten gegeben hat. Die Thora meint zuallererst die Lehre G’ttes, nicht das  Gesetz G’ttes.

Daher kann Jeremia (31:33) sagen: “Ich will meine Thora in ihr Herz  schreiben,…”.

Am Pfingstfest wurde und wird heute noch in den Synagogen von der Herrlichkeit G’ttes gelesen, so Hes. 1-2, ebenso Habakuk 3, wo es um die Erlösung inmitten der Trübsal und der Aufrichtung der Herrlichkeit durch den Messias geht.

Aber auch das Buch Rut wird zu Schawuot gelesen, als Beispiel, wie jeder Mensch an der Gnade G’ttes teilhaben kann, egal ob Jude oder Nichtjude.

Der gläubige Jude damals wie heute, glaubt, dass G’tt Noah am Pfingsten durch den Regenbogen sein Bundesversprechen gegeben hat. 
Oder, dass der König David am Pfingsten starb.
Ganz wichtig  ist die Geschichte von Kain und Abel, wen es um den Stellenwert der Erstlingsfrucht geht, die G’tt am Pfingsten dargebracht  werden sollte als Zeichen der Hingabe. Kain nahm irgendwelche  Opfer, Abel nahm die Erstlinge seiner Herde und brachte sie als Opfer dem Herrn. 1. Mose 4:4, diese Hingabe fand Segen G’ttes.

Wichtig zu Pfingsten waren damals auch die Beachtung der  Sozialordnungen, 3. Mose 23:15-22. Wenn das Feld geerntet wurde, um anschließend das Erstlingsbrot dem Herrn zu bringen, durfte das  Feld nicht restlos abgeerntet werden damit die Armen auch noch etwas zu essen bekamen  vom verbleibenden Korn.

Das heißt, das Pfingsten immer auch ein Freudenfest für die Armen war sie duften nicht vergessen werden.

Wenn dann aus dem Korn das erste Brot als Erstlingsgabe dem Herrn in den Tempel gebracht wurde, dann waren es immer zwei, die allegorisch Israel und die Gemeinde Jesu darstellen könnten,  wie sie im Epheserbrief beschrieben werden.

 

  1. Was hatte Pfingsten im Neuen Testament für die zumeist jüdischen Personen für eine Bedeutung?

Da es Pfingsten (Schawuot) war,  sind die Menschen wie gewohnt  nach Jerusalem gepilgert um ihre Erstlingsgabe zu bringen. Aus allen Ländern kamen sie zu ihrem geistigen Mittelpunkt, nach  Jerusalem, das heute noch das Zentrum religiösen Lebens aller  Juden weltweit ist.

Dann ertönte ein starkes Brausen, das sich anhört wie das Brüllen eines Orkans. Die Menschen hörten nicht ein Donner im Sinne eines Knalls, etwa wenn die Schallmauer durchbrochen wird, sondern die  Stimme G’ttes wie in 5. Mose 5:22 geschrieben.

Auch 2. Mose 19:16 lässt sich nicht allein mit Donner übersetzen, sondern das Wort steht auch für Stimme. Woran musste der Jude gedacht haben? Wahrscheinlich an den Bundesschluss am Sinai mit der Gabe der 10 Gebote (Thora) wo fast die gleichen Ereignisse stattfanden.

Dann erfüllte sich die Prophetie von Joel 3:1-5, der heilige Geist kommt und erscheint wie in Feuerzungen geschnitten auf den Köpfen der Jünger Jesu.

Warum?  Als sichtbares Zeichen für alle anderen.

Nun kommt ein Ereignis von besonderer heilsgeschichtlicher Bedeutung. Der Herr kommt durch seinen Geist in den Menschen und erfüllt sie und hebt die Sprachbarriere auf, die als Gericht seit dem Turmbau zu Babel auf den Menschen lastete.

Am Sinai war Rauch, Feuer und das Geräusch einer Posaune, das alle Menschen von G’tt fernhielt, 2. Mose 19:18-23, 5. Mose 5:19-24.

Ganz anders und damit neu: In Jerusalem kam G’ttes Herrlichkeit  auf den Menschen durch Feuerzungen sichtbar gemacht auf jeden  Einzelnen.

Nicht Angst einflößend der ganze Ablauf, sondern Neugier weckend dadurch, dass der Geist G’ttes sichtbar auf die Jünger in Form von Feuerzungen ruhte. 
(Es gab die vereinzelte Praxis, am Passahfest im Tempel, weiße Stoffe in Form von Zungen an die Pfosten zu machen um Reinheit  darzustellen und wiederum dem Opfertier ein rotes Band ebenfalls in der Form einer Zunge zwischen die Hörner zu binden, um die Übertragung der Sünde zu symbolisieren).

In Jerusalem wurde das Gebot, welches das gleiche ist wie am  Sinai, nun in die Herzen geschrieben, Jeremia 31:33, Hesekiel 36:6.

Noah hatte 16 Nachkommen, nach jüdischer Tradition stammte die Menschheit von diesen ab, daher werden nun 16 Sprachgruppen  genannt, um deutlich zu machen, dass die Sprachbarriere keine  Blockade mehr für die Botschaft Gottes darstellen darf.

Als neue Einheit, welche die gesamte Menschheit darstellt (denn die aufgeführten Völker stellten die Nationen im römischen Reich dar), hörten die Völker in ihren Sprachen das Lob G’ttes, etwas noch nie zuvor Dagewesenes.

In den späteren Briefen wird einiges an Gedanken aus dem Schawuotfest übernommen und mit einem erweiterten geistlichen Inhalt gefüllt.

Die ursprüngliche Bedeutung ist nicht aufgehoben. Hingabe und Anbetung G’ttes aufgrund seiner barmherzigen Gnade.

Jesus Christus wurde in 1. Korinther 15:23 oder Römer 8:29 als der Erstling der Auferstehung genannt. Er ist der Erstling des neuen Bundes. Ab da kann gesagt werden, die Ernte ist groß, Matthäus 9:37-39, sie darf nach der Hingabe des Erstlingsopfers, eben Jesus am Kreuz und in der Auferstehung, eingeholt werden.

Die Einholung der Ernte geschieht durch die Verkündigung der Botschaft G’ttes und wird durch den Geist der Erstlingsgabe, Römer 8:23 durchgeführt.

Wenn nun Juden diese Botschaft in der Verkündigung hören oder durch die Briefe der Apostel lasen, mussten sie an Jeremia 31:31-34 denken, wo G’tt von dem neuen Bund durch den heiligen Geist G’ttes in den Herzen der Menschen hineinwirken will. Ja noch mehr, der Bund soll in das Herz hineingeschrieben werden.

Eine Erfüllung von Hesekiel 36:26 sollte dadurch geschehen, ein Herz aus Fleisch, beschriftet durch den heiligen Geist,  soll Inhalt des neuen Wirkens Gottes am Volk Israel sein, so auch Jeremia 31.

Von daher kann Paulus sagen, in 2. Korinther 3:6-18, dass Gott den Geist des neuen Bundes gegeben hat. Die Parallele sehe ich auch darin, wenn Jesus Christus (Jeschua) sagt: Ich bin das Brot des Lebens, Johannes 6:35.

 

  1. Welche Bedeutung hatte Pfingsten in der frühen Kirche?
  1. Die Entstehung der Gemeinde
  2. Die Aussendung zur Missionsarbeit

Die Aufhebung der Sprachbarriere als Hinweis, dass die Botschaft der großen Taten G’ttes, die er durch seinen Sohn Jesus Christus getan hat, in die ganze Welt hinaus verkündigt, proklamiert, aufgerichtet werden soll durch seine Botschafter, die zum Glauben und zur Nachfolge an ihn gekommenen sind.

Dadurch haben alle Menschen der Welt, die Chance zur Umkehr vom  Tod zum Leben, dank der Gnade G’ttes, die im Pfingstwunder deutlich wurde.

Die frühe Kirche hat immer versucht, die großen Taten Gottes in  ihrem jeweiligen Umfeld zu verkündigen. Dadurch ist ein Segensstrom in diese Welt gekommen, wie es noch nie vorher war. Gesellschaften und Kulturen wurden durch die Kraft des Evangeliums verändert.

 

  1. Was lernen wir heute daraus?

Die geschichtliche Bedeutung von Pfingsten gibt uns heute Orientierung.

Gerade Pfingsten wird heute instrumentalisiert zu einer mystischen Bewegung, deren Grundlagen ich in der Schrift nicht finden kann.

Wir haben den Geist G’ttes zur Nachfolge Jesu bekommen,
wir haben die Botschaft G’ttes als Wegweisung bekommen,
wir haben den Auftrag G’ttes zur Mission bekommen,
Wir haben die Berufung zur Hingabe als Botschafter G’ttes bekommen.

Was machen wir daraus?

 

Pfingsten im jüdischen Umfeld

Sieben Wochen nach Pessach feiern die Juden das biblische Wochenfest Schawuot (griechisch Pfingsten genannt) nach 2. Mose 34:22. Es ist das Fest der Erstlingsgabe, das Fest der Ernte und das Fest der Freude. Die Juden glauben, dass G’tt das Gesetz am Sinai an Schawuot gegeben hat. Deshalb ist für die Juden an Schawuot die Selbstoffenbarung G’ttes, wie sie in der Thora (den 5 Büchern Moses) deutlich wird, ein wichtiges Thema.

In den Synagogen wird Hesekiel 1-2 gelesen, wo von der Herrlichkeit G’ttes die Rede ist; ebenso Habakuk 3, wo es um die Erlösung inmitten der Trübsal und um die Aufrichtung der Herrlichkeit G’ttes durch den Messias geht. Auch das Buch Rut wird gelesen. An Schawuot durften die Felder nicht restlos abgeerntet werden, damit die Armen auch noch etwas zu essen bekamen (3. Mose 23.15-22). Pfingsten war deshalb immer auch ein Freudenfest für die Armen.

Rut ist ein Beispiel dafür, wie jeder Mensch an der Gnade G’ttes teilhaben kann, egal ob Jude oder Nichtjude. Weiter glauben die Juden, dass G’tt Noah an Schawuot durch den Regenbogen sein Bundesversprechen gab und dass König David an diesem Tag starb. Ganz wichtig ist die Geschichte von Kain und Abel in Bezug auf den Stellenwert der Erstlingsfrucht, die G’tt an Schawuot dargebracht werden soll. Kain nahm irgendwelche Opfer, Abel aber nahm die Erstlinge seiner Herde und brachte sie dem Herrn als Opfer dar (1.Mose 4:4).

Als der Heilige Geist an Schawuot mit starkem Brausen, vergleichbar mit dem Brüllen eines Orkans, auf die Jünger herabkam, waren Juden aus allen Ländern in Jerusalem, um an Schawuot ihre Erstlingsgabe darzubringen. Die Menschen hörten einen Donner, ähnlich wie in 5. Mose 5:22 und 2. Mose 19:16, wo die Stimme G’ttes beschrieben ist. Woran muss ein Jude deshalb gedacht haben?

Wahrscheinlich an den Bundesschluss am Sinai, bei dem G’tt die 10 Gebote (Thora) gab und bei dem eine ähnliche Erscheinung stattfand. In Jerusalem kam die Herrlichkeit Gottes zu den Menschen, jedoch nicht Angst einflößend wie am Sinai, sondern Neugier weckend. Als der Heilige Geist an Pfingsten kam und in der Gestalt von Feuerzungen auf den Köpfen der Jünger Jeschua (griechisch Jesus) erschien, erfüllte sich die Prophetie aus Joel 3:1-5. Das Gesetz G’ttes, welches das gleiche ist wie am Sinai, wurde in die Herzen der Menschen geschrieben (Jeremia 31:33, Hesekiel 36:26).

An Schawuot erfüllte der Herr die Menschen mit seinem Geist und hob die Sprachbarriere auf, die als Gericht seit dem Turmbau zu Babel auf den Menschen lastete. Nach jüdischer Tradition stammt die Menschheit von den 16 Nachkommen Noahs ab. Daher werden in der Apostelgeschichte 16 Sprachgruppen genannt um deutlich zu machen, dass von nun an die gesamte Menschheit, Juden und Heiden, die Botschaft G’ttes ohne Sprachbarriere hören soll. Wir haben den Geist G’ttes zur Nachfolge Jeschuas bekommen, um Botschafter G’ttes für die ganze Welt zu sein. Sind wir bereit uns in diesen Auftrag hineinnehmen zu lassen?