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Vorbemerkungen zur Offenbarung

In diesem Beitrag von Jurek Schulz zum Video wollen wir eine kurze Einleitung und einige Vorbemerkungen zur Offenbarung geben, bevor wir den Text mit dem PaRDeS-Schlüssel behandeln.

Grundsätzlich müssen wir festhalten:

Die Offenbarung ist die abschließende Enthüllung der Umstände der Wiederkunft des Messias.

Vorbemerkung:

Inhaltlich erkennbar ist, dass die Offenbarung in einer Zeit der Verfolgung verfasst wurde. Manche Ausleger denken da an die Zeit des römischen Kaisers Nero (reg. 54–68 n. Chr.), andere an die Zeit des römischen Kaisers Domitian (reg. 81–96 n. Chr.). Beide haben die Jünger Jesu auf das Bitterste verfolgt und getötet.

Ich (Jurek Schulz) persönlich tendiere dazu, dass der gesamte Kanon des NTs vor der endgültigen Zerstörung Jerusalems und der Deportation und Vernichtung der Juden in Israel abgeschlossen sein müsste, daher könnte die Abfassung der Offenbarung tatsächlich in der Zeit Neros gefallen sein. Denn nirgends im NT gibt es irgendeinen Hinweis auf das größte Trauma der jüdischen Geschichte damaliger Zeit.

Eben die Vernichtung und Deportation der Juden, das Aufhören des jüdischen Staates und vor allem die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr.

Weltweit können wir zurzeit vier grundlegende Theorien der Auslegungsmethode der im Buch der Offenbarung enthaltenen Visionen in den Kapiteln 6,1-18, 24 feststellen.

Sicherlich gibt es hier und da Überschneidungen in der Methodik.

  1. Die Präteristen

Da sind zum einen die sogenannten „Präteristen“ (vergangen).

Diese halten daran fest, dass mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. und dem späteren Untergang des römischen Reiches sich alle beschriebenen Prophetien und Visionen erfüllt haben.

  1. Die Futuristen

Zum anderen gibt es die sogenannten „Futuristen“ (zukünftig).

Sie halten daran fest, dass die Erfüllung aller Prophetien und Visionen unmittelbar vor der Wiederkunft des Herrn stattfindet und dass es dann die eigentliche „Endzeit“ beschreibt, welche auch „Trübsalszeit“ genannt wird.

Sollte die Schilderung der Offenbarung sich nicht auf die unmittelbare Situation vor der Wiederkunft des Herrn beziehen, dann spätestens auf das Tausendjährige Reich.

  1. Die Historizität

Wiederum gibt es den Ansatz der sogenannte „Historizität“ (gegenwärtig).

Dieser verfolgt den „historischen und gegenwärtigen Ansatz“ der Auslegung. Der besagt, dass die Offenbarung einen chronologischen Ablauf der Kirchengeschichte wiedergibt. Denn für sie ist gegenwärtig das Heilszeitalter der Gemeinde. Diese befindet sich seit der Himmelfahrt Jesu im „Trübsalszeitalter“. Daher werden und wurden die Prophetien der Offenbarung nur während des Gemeindezeitalters erfüllt.

  1. Die Idealisten

Dem widersprechen die sogenannten „Idealisten“ (zeitunabhängig).

Sie behaupten, die Apokalypse beschreibe keine historischen Ereignisse, sondern sie spiegelt den geistlichen Kampf wider, in dem sich die Gläubigen befinden und befanden. Dieser geistliche Kampf hatte in der ganzen Kirchengeschichte unterschiedliche Herausforderungen und unterschiedliche Prinzipien, welche in der Offenbarung dargestellt werden. Wiederum erkennen sie einen zeitlichen Ablauf der Prophetie nicht an.

Warum? Weil sie der Meinung sind, es geht bei Prophetien nicht um eine Abfolge bestimmter Ereignisse, sondern primär darum, die Wahrheiten G’ttes, die zeitunabhängig sind, zu erkennen und auf die jeweilige Situation anzuwenden.

Ergebnis

Persönlich kann ich mir vorstellen, dass die Vielschichtigkeit der Offenbarung tatsächlich unterschiedliche Denkmodelle der Auslegung zulassen. Insofern könnte eine Kombination der vier Modelle möglich sein, ohne damit verkehrt zu liegen.

Dennoch kann ich mich keiner der vier Denkmodelle tatsächlich aus ganzem Herzen anschließen und erkläre im Folgendem auch warum.

Einführung

Die Offenbarung ist eine Enthüllung der Zukunft Israels, an dem natürlich auch die Nachfolger des Messias ihren Anteil haben, aber primär geht es um die Situation Israels vor der Ankunft des Messias.

Wie komme ich darauf?

Mit Israel hat Gott der Herr seine Heilsgeschichte angefangen, um durch Israel auch die Menschheit zu segnen. Das lesen wir bereits in 1. Mose 12,3 wo G’tt sagt: „Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden“.

[Nebenbei bemerkt möchten wir da auch auf den Beitrag über diese Textstelle hinweisen, denn da haben wir ausführlich die Textstelle 1. Mose 12,1-3 bearbeitet.]

In 2. Mose 4,22 wird Israel als „erstgeborener Sohn“ von G’tt beschrieben. Mit ihm hat er einen zeitunabhängigen, ewigen Bund geschlossen, wie das in 1. Mose 17,7 zu lesen ist. Selbst am Ende des Zeitalters werden die Völker aufgefordert, den G’tt Israels zu preisen (5. Mose 32,43).

Warum?

Weil G’tt in der schlimmsten Verfolgungs- und Trübsalszeit das vergossene Blut der Kinder Israels nicht vergisst.

Diese im Lied des Mose zitierte Bibelstelle greift fast unmittelbar das Geschehen in den Endzeitreden und der Offenbarung  auf. Unendlich mehr Bibelstellen ließen sich noch aufführen.

Aber vielleicht werden Sie sagen, das hat ja mit dem Neuen Testament nichts zu tun. Dann müssen wir ganz genau die Endzeitreden Jesu beachten, wo er nicht allein seine Jünger über ihre Zukunft unterweist, sondern auch viel über die Zukunft Israels spricht, so in Mt. 23,39; Mt. 24,13; Mk. 13,13 oder auch in Lukas 21,28: „Wenn dies alles anfängt zu geschehen, dann seht empor, erhebt euer Haupt, weil eure Rettung naht“. Insbesondere ist auch Römer 9–11 zu beachten, wo deutlich wird, Israel ist und bleibt G’ttes geliebtes Volk, wie es in Römer 11,28 heißt.

Daher, wie G’tt mit Israel angefangen hat zum Segen für die Menschheit, so schließt er auch mit Israel am Ende der Zeitalter ab. Insofern müssen wir die Offenbarung als einen zukünftigen Bericht über die Situation mit Israel verstehen. Zu den Details dazu kommen wir im späteren Verlauf.

Wenn wir uns also mithilfe des PaRDeS-Schlüssels nun der Offenbarung nähern, werden wir vielschichtige Ebenen betreten, wo Zusammenhänge im himmlischen Bereich, wie auch im irdischen Bereich dargestellt werden. Jedoch liegt der Fokus auf das Israel G’ttes, das er berufen hat. Er hat es durch die Zeitepochen der Menschheit erhalten und führt es nun zur Vollendung durch die Ankunft des Messias.

Noch eine abschließende Bemerkung zur Gemeinde Jesu. Wo befindet sich die Gemeinde Jesu zu dem Zeitpunkt, den die Offenbarung schildert? Denn nirgendwo wird die Gemeinde im Buch der Offenbarung erwähnt. Wenn ich also primär die Offenbarung von und für Israel auslege, wo sollen da die Christen ihren Platz haben?

Hinweis: Zu dieser Fragestellung möchten wir insbesondere auf den Artikel über die Entrückung auf der Homepage verweisen.]

In diesem umfangreichen Artikel über die Entrückung der Gemeinde haben wir verschiedene Graphiken über das Verhältnis der Gemeinde und Israel, wie sie in der Christenheit existieren, dargestellt.

Ebenso: Warum ist wo ein Lehransatz im Laufe der Kirchengeschichte im Umgang der Gemeinde mit Israel entstanden und warum wird er heute noch vertreten?

Diese Lehransätze hatten natürlich auch einen Einfluss auf die Schriftauslegung, so dass für die meisten christlichen Kommentatoren im Buch der Offenbarung Israel nicht erkannt wurde und wird.

Daher wollen wir eine Alternative bieten.

In den nächsten Videos werden wir dann mit der Auslegung der Offenbarung nach dem PaRDeS-Schlüssel beginnen.

Wir wünschen Ihnen G’ttes Segen und viel Freude am Wort G’ttes.