Torah: 2. Mose 6:2–9:35; Haftara: Hesekiel 28:25–29:21; Brit Chadascha: Lukas 11:14–23; Römer 9:14–33, Lukas 8–9
(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]
Wa’era – Und ich erschien
G’tt hält sein Versprechen und bestätigt es erneut. Das Geschlechtsregister Moses und Aarons ist sehr wesentlich. Der Herr befiehlt, zum „Weltherrscher“ zu gehen. Unmittelbare Wunderzeichen werden sie begleiten. Mose spricht von einer „schweren Zunge“, Aaron wird sein Sprecher vor dem Pharao. G’tt sagt: „Ich werde Euch hinaus führen“, dann: „Ich werde euch retten“. Dann erneut: „Ich werde euch erlösen“ und „ich werde euch annehmen“ (6:6-7). Das zeigt das innige Verhältnis G’ttes zu seinem Volk an.
Wesentlich in diesem Abschnitt sind die beiden Selbstoffenbarungen G’ttes gleich am Anfang des Abschnitts.
6:3: El Schaddai – G’tt der Allmächtige.
6:3: „Adonai“ Jahwe – Der HERR, der Allgegenwärtige Ewige.
Interessant ist die Bedeutung der Schlange, jedoch ist hier nicht „nachasch“ genannt für Schlange (V. 4:3) sondern „tanin“. Das muss ein größeres Kriechtier gewesen sein.
Finde die Steigerung der 10 Plagen heraus. Welche wurden angekündigt und welche nicht? Welche Auswirkungen hatten sie auf die Israeliten?
Wer war eigentlich Mose? Eine Rückblende.
Zum Zeitpunkt der Geburt Mose befand sich Israel in der ägyptischen Sklaverei. Seine Eltern, der Vater Amram (hebr. das Volk o. der Verwandte, ist erhaben)[1] und die Mutter Jochebed (hebr. Jahwe ist gewichtig)[2] entstammten dem Priesterstamm der Leviten (2. Mo 6:18; 4. Mo 26:57–59). Amram wurde der Begründer des levitischen Geschlechts der Amramiter (4. Mo 3:27) und erreichte ein Lebensalter von 137 Jahren (2. Mo 6:20). Sehr ungewöhnlich auch für die damalige Zeit war seine Heirat mit Jochebed, denn sie war die Schwester seines Vaters Kehat und damit seine Tante (2. Mo 6:20). Später wurden solche Ehen ausdrücklich verboten (3. Mo 18:12).
Der Name „Mose“ ist wohl ägyptischen Ursprungs (2. Mo 2:10) und bedeutet: „Herausgezogen o. Herauszieher (aus dem Wasser)“. Aber auch im Hebräischen hat es diese seltene Bedeutung (2. Sam 22:17). Einige vermuten aber, dass die erweiterte Bedeutung auch „Sohn von… (einem Unbekannten) heißen kann, wie z. B. Thutmosis (Sohn von Thut, Ramses (Sohn vom Gott Re).[3]
Wie dem auch sei, auf alle Fälle ist der Name ein Hinweis auf die einzigartige Rettung des Mose durch das kluge Handeln der Mutter Jochebed. Nachdem der Befehl zur Tötung aller neugeborenen Söhne der Juden vom Pharao erlassen wurde, legte die Mutter das Kind in eine kleine „Arche“ in den Nil. Die Schwester Mirjam beobachtete und begleitete den Kasten. Eine Tochter des Pharaos fand das Baby und Mirjam sorgte bei der Rettung ihres Bruders dafür, dass die eigene Mutter als Amme von der Tochter des Pharaos eingesetzt wurde (2. Mo 2:3–10). Daran ist die Klugheit des Mädchens erkennbar.
Neben der älteren Schwester Mirjam hat er noch seinen älteren Bruder Aaron, der erst beim Auszug aus Ägypten eine wesentliche Rolle hat (2. Mo 2:4ff; 4. Mo 26:59, 1. Chr 5:29). Mirjam wird auch als Prophetin bezeichnet und leitete den Frauenchor (2. Mo 15:20ff). Der Prophet Micha sagt, dass sie zusammen mit Aaron und Mose Gesandte G’ttes beim Auszug Israels aus der Sklaverei in Ägypten war (Mi 6:4).
Mose galt als „Sohn der Tochter des Pharaos“ (Hebr 11:24). Als vermeintlicher Sohn wurde er in allen ägyptischen Weisheiten gelehrt und erzogen und war darin absolut klug und dynamisch in all seinem Wirken (Apg 7:22).
Doch mit 40 Jahren musste er fliehen, nachdem er einen ägyptischen Sklavenaufseher erschlagen hatte. In der Wüste Midian/Sinai fand er Zuflucht bei den Midianitern. Der Priester Jitro gab ihm seine Tochter Zippora (Kosename: Mein Vogel bzw. mein Vögelchen?) zur Frau. Mein Eindruck ist es, dass die „kuschitische Frau“ des Mose in 4. Mose 12:1 keine zweite Frau Moses war, sondern der Name darauf hinweist, dass sie als „Kuschitin, d.h. Äthiopierin“ bezeichnet wurde. Kusch und Midian hatten damals gemeinsame Grenzen.
Mose lebte 40 Jahre mit ihnen zusammen und bekam zwei Söhne, Gerschom (Fremdling) und Elieser (Gott, seine Hilfe) (2. Mo. 2:11–22; 2. Mo 18:1–12). Die Midianiter waren ein Brudervolk der Juden, welche ebenso von Abraham abstammten. Ihre Stammmutter war Ketura und nicht Sara (1. Mo 25:1–2). Das könnte auch erklären, warum Jitro ein gottgläubiger Priester war, der den Titel „Reguel“ = Freund G’ttes trug.
Was ist das Besondere im Leben Moses?
Der entscheidende Wendepunkt begann durch die göttliche Offenbarung am Dornbusch in der Wüste (2. Mo 3:1–6).[4] Der Dornbusch brannte und verbrannte doch nicht. Dort offenbarte sich G’tt mit seinem eigenen Namen „Jahwe“. Es ist die einzige Stelle in der ganzen heiligen Schrift, wo G’tt selbst das Geheimnis seines Namens einem Menschen offenbarte „Ich bin, der ich bin, o. ich werde sein, der ich sein werde“. Sachlich richtig „Ich bin da“ (Martin Buber).[5] Mose erhält die Berufung zur Rückkehr nach Ägypten und den Auftrag der Befreiung seines Volkes. Denn G’tt hatte die Gebete seines Volkes Israel erhört (2. Mo 2:23–4:17).
Mit 80 Jahren wird Mose der Führer und Befreier seines Volkes. Von nun wird er selbst der Offenbarer G’ttes, und das Volk erlebt durch ihn eine solch starke Machtoffenbarung G’ttes, wie es niemals zuvor geschah. Als nationaler Führer brachte er seinem Sklavenvolk nicht nur die Freiheit, sondern führte es zur Bestimmung G’ttes, ein berufenes Volk zu sein, um die Herrlichkeit G’ttes in der Welt groß werden zu lassen (2. Mo 19:5ff.). Mose war der Prophet, mit dem G’tt „von Angesicht zu Angesicht wie mit einem Freund redete“ (2. Mo 33:11). Niemals zuvor oder danach hat das je wieder ein Mensch erlebt. Er war der einzigartige „Diener (Knecht) des Herrn“ (5. Mo 34:5; Jos 1:1), mit dem G’tt persönlich „von Mund zu Mund“ sprach (4. Mo 12:7–8). Seit den Tagen des Paradieses hatte es das nicht mehr gegeben, und wir dürfen sehen, dass der Glaube Moses, das heißt sein Vertrauen in G’tt so groß war, dass er zu einem bleibenden Vorbild des Glaubens für immer wurde (Hebr 11:23–29).
Mose hatte seinem Volk den Bund G’ttes vermittelt (2. Mo 19–20), übergab das Buch des „Gesetzes“ (Torah, die 5 Bücher Mose) seinem Volk (Jos 1:7–8; 8:31). Er ist der Fürsprecher seines Volkes bei G’tt gewesen (2. Mo 32:11–14; Ps 99:6–8) und verfasste selbst Liedgebete, die eines Tages auch noch in der Herrlichkeit G’ttes gesungen werden (2. Mo 15:1ff, Offb 15:3).
Er erlässt die Ordnungen für die Stiftshütte und die G’ttesdienste (2. Mo 25–31). Er ordnet aber auch die sozialen und die gesellschaftpolitischen Erfordernisse für Israel (2. Mo 20–23).
In all diesem Schaffen waren es aber nicht allein die Aufgaben, die ihn groß machten, sondern seine Größe lag in seinem Charakter begründet, er wird als der demütigste und selbstloseste Mensch auf Erden bezeichnet (4. Mo 12:3).
Als er mit 120 Jahren im Lande Moab starb, war er immer noch im Vollbesitz seiner Kraft und seines Augenlichts. G’tt selbst begrub ihn und niemand weiß wo (5. Mo 34:1–7). Selbst in der himmlischen Engelwelt gab es Diskussionen um den Leichnam Moses (Jud 9). Insofern bleibt es ein Geheimnis G’ttes um seinen Leichnam.
Niemals wieder gab es einen solchen Propheten wie Mose (5. Mo 34:10).
Im NT wird er 80-mal erwähnt. Die außerordentliche Bedeutung Moses kommt durch den Apostel Johannes zum Tragen: „Weil das Gesetz (die Torah) einmal durch Mose übergeben worden war, wurde die Gnadengabe und die Wahrheit durch Jesus, den Messias, Wirklichkeit“ (Joh 1:17). [6]
Es wird deutlich, dass Mose als der Prophet beschrieben wird, der den Weg zu Jesus aufzeigte (5. Mo 18:15; Lk 24:27.44; Joh 5:45–4; Apg 3:22–23; 26:22–23).
Seine Weisungen blieben die Orientierung für Israel weit nach seiner Zeit (Lk 16:29–31; Mt 19:7ff.; Mk 10:3–6; Joh 7:22).
Jeschua selbst sagt, dass sein Aufrag es sei, die Torah zum Ziel zu führen, wofür sie gegeben wurde (Mt 5:17). Petrus machte deutlich, dass in allen Generationen Menschen den „Geist des Messias“ in sich trugen und nach dem Zeitpunkt der Erlösung forschten (1. Petr 1:10 –11; Hebr 11:23–26), die im Messias ihren Abschluss fand.
Vielleicht soll dies auch bei der Begebenheit der Verklärung des Herrn Jeschuas deutlich werden. Mose als der Offenbarer des Gesetzes (Torah) und Elia als der Vertreter der Propheten ist mit dem Herrn Jeschua gemeinsam auf dem „Berg der Verklärung“ (Lk 16:29). Damit wird im gewissen Sinne die ganze Heilsgeschichte G’ttes mit dem Menschen durch diese drei Personen dargestellt (Lk 16:29).
Literaturverzeichnis:
[1] Lexikon zur Bibel, SCM R: Brockhaus, 2013, S. 63
[2] Moses in Schrift und Überlieferung, Patmos-Verlag Düsseldorf, 1963; in Moses im Licht der Geschichte, Henri Gazelles, S. 15
[3] Ebd. S.13-14
[4] Jerusalemer Bibellexikon, Hänssler-Verlag Neuhausen – Stuttgart, 1989, S. 611
[5] Lexikon zur Bibel, SCM R: Brockhaus, 2013, S. 815
[6] Gottes Agenda, NT 2010, Andreas Eichberger, edition lebensweg, S. 143