Zweifellos ist der Reformator Prof. Dr. Martin Luther eine der prägendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte.
Die von Martin Luther (geb. 10. November 1483, gest. 18. Februar 1546 in Eisleben/Sachsen-Anhalt) ausgelöste „Protest-Bewegung“, die den Protestantismus hervorbrachte, hat das Gesicht Europas und der Welt nachhaltig verändert. Heute können wir uns eine Religionslandschaft ohne evangelische Kirche und evangelikale Gemeinden, die ebenso aus dem Protestantismus entstanden sind, nicht mehr vorstellen. Luthers persönliche Leidenschaft für die Bibel – er las sie über mehrere Jahre hinweg zweimal jährlich durch – und auch seine glühende Liebe zu Jesus Christus und die damit verbundene Bereitschaft, sogar das eigene Leben für ihn zu opfern, um kein Verräter seiner Botschaft zu werden, machten ihn zu einem Vorbild für viele Generationen.
Doch wie sah seine Haltung den Juden gegenüber aus? Immer wieder ist die These vertreten worden, Martin Luther sei in seinen jüngeren Jahren überaus mild und barmherzig im Umgang mit Juden gewesen. Erst im Alter habe er sich mit einer „harten Barmherzigkeit“ gegen die Juden ausgesprochen. Doch ist dem wirklich so? Bei genauerer Betrachtung der sogenannten „Judenschriften“ des Reformators kommt man leider zu einem anderen Ergebnis.
Luthers fünf „Judenschriften“
1. Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei (1523)
Diese Schrift wird allgemein als die positivste Luthers gegenüber den Juden gewertet. Allerdings war sie nie als „Missionsschrift“ für jüdische Mitbürger gedacht. Luther verfasste sie als apologetische Abhandlung, als Verteidigung seines eigenen Glaubens und Reaktion auf Verleumdungen seiner Person. Luther legt in diesem Werk dar, dass Leugner der Jungfrauengeburt gleichzeitig die Erfüllung der Prophetie in Jesus Christus als Sohn Davids ablehnen. Erst in zweiter Linie äußerte sich Luther tatsächlich positiv zu den Juden mit dem Ziel: „Ich hoffe, wenn man mit Juden freundlich handelt und aus der Heiligen Schrift säuberlich unterweist, es sollen von ihnen viele rechte Christen werden … .“
2. Wider die Sabbather an einen guten Freund (1538)
Diese zweite „klassische“ Judenschrift war im eigentlichen Sinne eine Kampfschrift gegen „judaisierende Christen“. Luther war zu Ohren gekommen, dass es in Mähren Christen gab, die nicht nur den Schabbat hielten, sondern ihr ganzes Leben an der hebräischen Bibel (AT) ausrichteten. Historisch bleibt offen, ob diese Christen jüdischer Herkunft waren. Jedenfalls wurde Luther um Rat und Hilfe gebeten. So schrieb er einen 35 Seiten langen Brief, höchstwahrscheinlich an Graf Wolf Schlick zu Falkenau (heute Sokolov/Tschechien). Darin offenbart er einen Judenhass, der 1523 noch verdeckt gewesen war. Luther spricht von Juden, die ihr Gift und ihre Lehre unter den Christen verbreitetet und bereits etliche von ihrem Glauben an Jesus als Messias abgebracht hätten. Dann führt er aus, dass das 1500 Jahre andauernde Elend der Juden der Beweis für Gottes Willen mit ihnen sei. Dabei ergeht sich Luther in unflätigsten Beschimpfungen des Judentums und obszönster Titulierung der Juden.
3. Von den Juden und ihren Lügen (1543)
Dies ist das erschreckendste Werk des Reformators: ein brutaler Aufruf zur Gewalt gegen Juden, den sich Antisemiten verschiedener Epochen zu Eigen gemacht haben. Mit 135 Seiten ist es auch die umfangreichste anti-jüdische Schrift. Mit 403 verschiedensten „Attacke-Wörtern“ gegen Juden, die 1535-mal eingesetzt und damit pro Seite durchschnittlich 11,4-mal gegen Juden gerichtet sind, ist es Luthers „Fäkalienschrift“ schlechthin. Sie stellt sogar Julius Streichers Propaganda-Magazin „Der Stürmer“ (1923-45) in den Schatten, die auflagenstärkste antisemitische Zeitschrift im „Dritten Reich“. Als Streicher sich 1946 bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verantworten musste, berief er sich auf den Reformator. Dieser müsste wohl jetzt auch hier sitzen, wo er doch bereits zur Brandschatzung der Synagogen sowie zur Vernichtung der Juden aufgerufen hatte. Hitler habe das Erbe Luthers angetreten, meinte Streicher. Auffallend ist, dass sowohl Luther als auch die Ideologie der NSDAP immer wieder behaupteten, alles geschehe zum Schutz der „deutschen Nation“. Insofern ist auch bei Luther neben der theologischen eine starke deutsch-nationale Einstellung erkennbar. Das wird durch seine politischen Schriften deutlich, z. B. „Eine Heerpredigt wider die Türken“ (1529) und „Warnung D. Martin Luthers an seine lieben Deutschen“ (1531).
Auffallend ist der Zusammenhang zwischen Luthers Geburtstag und der Reichspogromnacht: In der Nacht auf den 10. November 1938, Luthers Geburtstag, wurden die meisten Synagogen und zahlreiche jüdische Geschäfte zerstört. Der damalige Landesbischof der evangelischen Kirche Thüringens und Nationalsozialist, Martin Sasse (1890-1942), äußerte in seiner Euphorie, Luther sei „als der Deutschen Prophet der größte Antisemit seiner Zeit geworden, der Warner seines Volkes wider die Juden“. Zwar forderte Luther auch zur Verfolgung der Anhänger der Täuferbewegung sowie der Bauernaufstände in drastischer Sprache auf, doch eine regelrechte Strategie zur Auslöschung einer Bevölkerungsgruppe findet sich nur in diesem gegen das jüdische Volk gerichteten Werk aus seiner Feder.
Die Schrift ist in drei Hauptabschnitte unterteilt. Zunächst geht Luther darin erneut auf vermeintliche Missionierungsanstrengungen der Juden ein, wie schon in der Schrift gegen die Sabbather. Darauf folgt eine ausführliche Darlegung der These, dass sowohl die Abstammung des jüdischen Volkes von Abraham als auch die Beschneidung ihre Bedeutung verloren haben. Durch die Zerstörung des Tempels sei die Herrschaft Christi angebrochen und das Judentum seither dem Gericht unterworfen. Im dritten Hauptteil listet er die verschiedenen Weisen auf, wie Juden durch „Schmähungen und Verdrehungen“ Christus verfluchen.
Zum Schluss legt er einen Sieben-Punkte-Plan vor, wie mit Juden in Zukunft zu verfahren sei, was er auch als Gewährung „scharfer Barmherzigkeit“ bezeichnet:
„Ich will meinen treuen Rat geben:
Zum Ersten: Dass man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke und werfe hierzu, wer da kann, Schwefel und Pech. Wer auch höllisches Feuer werfen könnte, das wäre auch gut. Und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und zuschütte, dass kein Mensch einen Stein oder die Schlacke sehe ewiglich.
Zum Zweiten: Dass man ihre Häuser in gleicher Weise zerbreche und zerstöre, denn sie treiben eben dasselbe darin, was sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder in einen Stall tun wie die Zigeuner, auf dass sie wissen, sie seien nicht die Herren in unserem Lande (…), sondern in der Verbannung und gefangen.
Zum Dritten: Dass man ihnen verbiete, bei uns und in unserem Land öffentlich Gott zu loben, zu danken und zu beten, zu lehren, dies bei Verlust des Leibes und des Lebens. Man soll ihnen alle ihre Gebetbücher und Talmudisten wegnehmen, (…). Auch die ganze Bibel, und dass man ihnen auch kein Blatt lasse.
Zum Vierten: Dass ihnen verboten werde, den Namen Gottes vor unseren Ohren zu nennen. (…) sondern wer es von einem Juden hört, dass er’s der Obrigkeit melde oder mit Schweinedreck auf ihn werfe, wenn er ihn sieht, und von sich jage. Dass man ihren Rabbinen bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren.
Zum Fünften: Dass man den Juden die Wegesicherheit und den Verkehr auf der Straße ganz und gar aufhebe. Denn sie haben nichts auf dem Lande zu schaffen, (…). Sie sollen zu Hause bleiben (…).
Zum Sechsten: Man soll ihnen den Wucher verbieten und ihnen alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold wegnehmen und zur Verwahrung beiseitelegen. (…)
Zum Siebten: Den jungen starken Juden und Jüdinnen soll man Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken und Spindel in die Hand geben, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß ihres Angesichts.“
Mit weiteren grauenhaften Gewaltphantasien appellierte Luther abermals an die Landesherren und mahnte sie, die Synagogen zu zerstören. Er schloss mit dem Votum: „Verfangen die sieben Maßnahmen nicht, dann nur immer weg mit ihnen. Wir müssen geschieden sein und sie aus unserem Lande vertreiben. Wir müssen sie wie die tollen Hunde hinausjagen.“
An anderer Stelle sagte er: „Darum hüte dich, lieber Christ, vor den Juden, (…) wie sie durch Gottes Zorn dem Teufel übergeben sind (…). Darum, wo du einen Juden siehst, magst du mit gutem Gewissen ein Kreuz für dich schlagen und frei und sicher sprechen: Da geht ein leibhaftiger Teufel.“
Luthers grundsätzliche Einstellung gegenüber den Juden sah also folgendermaßen aus:
„Dass Gott sie mit Wahnsinn, Blindheit und rasendem Herzen geschlagen hat. So ist’s auch unsere Schuld, dass wir das große unschuldige Blut, das sie an unserem Herrn und den Christen (…) vergossen, nicht rächen, sie nicht totschlagen, sondern (…) frei bei uns leben lassen (…), ob sie nicht schließlich über uns die Macht erlangen könnten (…).“
Es wird deutlich, dass Luthers Angst vor den Juden in einer Gefährdung der Reformation begründet war. So unberechtigt diese Angst war – denn seine Kenntnis des Judentums bestand zum größten Teil aus dem, was er aus zweiter oder dritter Hand erfuhr (er selbst kam nur selten mit Juden in Berührung), so hart dämonisierte er sie. Und zwar so sehr, dass er eine Strategie zu ihrer Vernichtung entwarf und den Landesherren zur Umsetzung unterbreitete.
4. Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi (1543)
Die Eile ist erstaunlich, mit der Luther dieses Buch verfasste. Am 17. Januar 1543 lag sein Buch „Von den Juden und ihren Lügen“ gedruckt vor. Bereits am 7. März 1543 hatte er „Schem Hamphoras“ fertig geschrieben, so dass es am 28. März gedruckt vorlag. Der Titel „Schem Hamphoras“ ist der hebräische rabbinische Name für den unaussprechlichen Namen Gottes, das Tetragramm JHWH des Alten Testaments. Luther hatte dieses Buch bereits in „Von den Juden und ihren Lügen“ angekündigt.
Er sagte in dieser Schrift: „Ich habe mein letztes Buch nicht wollen nennen: ‚Wider die Juden‘, sondern ‚Von den Juden und ihren Lügen‘, damit wir Deutschen wissen, was ein Jude sei, und um unsere Christen zu warnen vor ihnen als vor dem Teufel selbst (…). Es sind junge Teufel zur Hölle verdammt (…).“
Später führte er mit drastischen Bildern die Verderbtheit der Juden und ihrer Lehre aus: „Hier in Wittenberg ist an unserer Pfarrkirche eine Sau in Stein gehauen, da liegen junge Ferkel und Juden unter, die saugen. (…) denn der Teufel hat die Juden besessen und gefangen, dass sie müssen seines Willens zu Narren sein, zu lügen, zu lästern und Gott und alles, was Gott ist, zu fluchen. Dafür gibt er ihnen zum Lohn sein Gespött.“
Dieses Buch ist noch demagogischer als alle vorangegangenen Schriften. Durchwegs setzte Luther an Dutzenden Stellen die Juden mit dem Teufel, dem Dämonischen und Bösen gleich. Für Martin Luther waren die Wörter „Jude“ und „Teufel“ fast synonyme Begriffe. Es ging ihm in diesem Buch darum, den eigenen Glauben zu schützen und die Christenheit zu festigen, und nicht darum, auf die Bekehrung der Juden zu setzen – denn das wäre so, wie er meinte, wie wenn der Teufel selbst sich bekehren sollte.
Luther übernahm den gesamten Volks-antijudaismus vom Kinderstehlen über die Brunnenvergiftung, Brandstiftung, hinterlistiges Töten, das Spionieren für andere Länder u.v.m. und empfahl den „lieben Fürsten und Gebietern“, die Juden nicht mehr zu schützen, sondern sie als Schutzlose auszuweisen.
Im zweiten Teil der Schrift ging er wiederum, wie in anderen Schriften auch, auf seine theologische Beweisführung ein, dass der Messias schon gekommen sei. Das tat er durch die beiden Stammbäume Christi (Mt. 1; Lk. 3), durch die Erklärung der Jungfrauengeburt sowie durch die Deutung des Begriffes „Schilo“ aus 1. Mose 49. Dort heißt es in Vers 10 (Elberfelder): „Nicht weicht das Zepter von Juda noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis dass der Schilo (Held) kommt, dem gehört der Gehorsam der Völker.“ Luther legte dar, dass damit der Christus gemeint sei. Weil er argumentierte, dass das Alte Testament nur vom Neuen Testament her verstanden werden könne, kam er zum Ergebnis, dass die Juden ihr Altes Testament nicht richtig verstanden und alles, was sie sagten, vollkommen falsch war. Und vor dieser falschen Betrachtungsweise sollte der Christ geschützt werden.
5. Von den letzten Worten Davids (1543)
Diese Schrift war zuvor in „Schem Hamphoras“ angekündigt worden. In diesem Buch, das 72 Seiten umfasst, legte Luther erneut den Abschnitt 2. Samuel 23,1-7 aus, der die letzten Worte Davids enthält. Noch einmal schärfte er es den evangelischen Christen ein, dass allein der Christusglaube die Erschließung des Alten Testaments ermögliche. Daher kam er zum Ergebnis, dass nur, wer Jesus Christus als Gottes Sohn anerkenne, die Bibel verstehen könne. Mit dieser Schrift wollte Luther erneut verhindern, dass sich eine „jüdische Deutung“ in der Schriftauslegung einschleicht.
Auffallend ist, dass Luther diesmal nicht in wütendem Hass gegen die Juden schrieb, wiewohl in dieser Schrift dennoch 85 Attacken gegen die Juden enthalten sind. Das bedeutet 1,2 Angriffe gegenüber 11,4 Angriffen pro Seite in „Von den Juden und ihren Lügen“.
Dennoch fehlt das drastische Bild der Judensau nicht. Luther selbst wünschte sich in dieser Schrift, dass die Bibel den Juden weggenommen und für die Christen „heimgeholt wird“.
Luthers letzte Predigt wider die Juden drei Tage vor seinem Tod (15. Februar 1546)
Krank kam Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben an; die Erkrankung sah er durch die Juden verschuldet. Seiner Frau teilte er mit, wenn die Erb- und Rechtsstreitigkeiten der dortigen Grafenfamilie beigelegt seien, mache er sich ganz an die Arbeit, die Juden dort zu vertreiben. Er beklagte, dass Graf Albrecht die Juden zwar für vogelfrei erklärt habe, ihm jedoch niemand dabei helfe, diesen Entscheid in die Tat umzusetzen. Deshalb wolle er mit Gottes Hilfe seinen Beitrag leisten und die Juden von der Kanzel aus preisgeben. So hielt er drei Tage vor seinem Tod in der Andreaskirche seine letzte Predigt über Matthäus 11,28. Plötzlich hörte er mit der Schriftauslegung auf und kam auf seine Feinde, die Juden, zu sprechen. Er erwähnte rassische und biologische Merkmale und behauptete, dass das Blut der Juden schon „wässerig und wild geworden“ sei. Darüber hinaus klagte er die Juden als „öffentliche Feinde“ an und goss in diesem Gottesdienst den ganzen Unrat des Volksantijudaismus über sie aus. In seinem abschließenden Rat vermahnte er die Hörer, die Juden weder zu dulden noch zu ertragen.
Diese abschließenden Worte, mit denen Luther die Vertreibung der Juden anstrebte, waren seine letzten Kanzelworte. Drei Tage später, am 18. Februar 1546, starb er. Sein Leichnam wurde mit höchster Ehrerbietung, fast einem Staatsakt gleichkommend, nach Wittenberg gebracht und in der dortigen Schlosskirche beigesetzt.
Schlussfolgerung
Nicht erst in den Spätschriften Luthers offenbarte sich sein Antijudaismus, sondern er vertrat diese Lehre schon als junger Theologe in rigoroser Weise. Dies wird gerade auch in seinen ersten Psalmenvorlesungen als junger Professor deutlich. Doch was zunächst nur auf theologischer Ebene vorhanden war, entfaltete sich voll in seinen praktischen Forderungen insbesondere an die Landesherren, nicht nur eine Stigmatisierung der Juden vorzunehmen, sondern ihre gesellschaftliche Ausgrenzung und letztliche Vernichtung voranzutreiben. Die Abneigung gegen die Juden und ihre Ablehnung begleitete Martin Luther während seiner gesamten Wirkungszeit als Theologe und Reformator. Er sah in den Juden eine Gefahr für die Christenheit.
Eine Anmerkung aufgrund einzelner Rückmeldungen: Es geht hier nicht darum, über Martin Luther zu urteilen oder seine Verdienste um die Reformation zu schmälern. Vielmehr sollte es uns demütig machen, dass selbst Menschen wie Martin Luther bei der „Judenfrage“ in die Irre gegangen sind. Obwohl er sich mit ganzem Herzen für die Autorität der Bibel einsetzte und Großes bewirkte, ließ er sich dennoch von der damaligen Haltung den Juden gegenüber mitreißen. – Wo stehen wir heute in der Gefahr, uns mehr an der öffentlich geltenden Meinung als an Gottes Wort zu orientieren? Wir alle sollten uns prüfen, wo wir stärker vom Zeitgeist geprägt sind, als uns bewusst ist.
Die Geschichte des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus muss für jeden Christen eine erschütternde und beschämende Feststellung sein. Aufrütteln sollte uns alle, dass die zunächst nur theologische Ablehnung der Juden seit der Frühkirche in der praktischen Auswirkung über Luther hinaus die „Endlösung der Judenfrage“ und damit Auschwitz ermöglicht hat. Hier trägt die christliche Theologie eine unmittelbare Mitschuld am Leid der Juden.
Literatur
- Dietz Bering, War Luther Antisemit? Das Deutsch-Jüdische Verhältnis als Tragödie der Nähe, Berlin, University Press 2014
- Albrecht Beutel (Hrsg.), „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der anderen Bauern“ (1525), ebenso „Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern“ (1525), in: Martin Luther, Christ und Welt, Bd. IV, Verlag der Weltreligionen, 2015
- Hans-Jürgen Böhm, „Justi Menii Büchlein von der Wiedertäufer Lehre und Geheimnis“ (1530), ebenso „Daß weltliche Obrigkeit den Wiedertäufern mit leiblicher Strafe wehren schuldig sei“ (1536), in: Prof. Dr. Martin Luther – ein Massenmörder und Christenverfolger?, 91287 Plech, Selbstverlag
- Thomas Kaufmann, Die Juden und ihren Lügen, in: Luthers Juden, Reclam, 2014.
Das vollständige Buch „Von den Juden und ihren Lügen“ in gotischer Schrift unter: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00023847/images/index.html?id=00023847&groesser=150&fip=193.174.98.30&no=&seite=1 - Markus Sasse und Thomas Niederberger, Arbeitshilfen für den evangelischen Religionsunterricht an Gymnasien: http://rfb.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/rfb.bildung-rp.de/Evangelische_Religion/Sasse/Arbeitshilfen/Luther_und_die_Juden__2015-05-15_.pdf
- Andreas Späth, Luther und die Juden, Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2001
- VELKD, Texte aus der VELKD, Luthers Schriften über Juden, Theologische und politische Herausforderungen, Nr. 168, Dezember 2013