Tasria-Mezora

Torah:
Tasria: 3. Mose 12:1–13:59; Haftara: 2. Könige 4:42–5:19; Brit Chadascha: Markus 4:1–6:29; Lukas 2:21–35, 9:10–17; Offenbarung 12:1–6
Mezora: 3. Mose 14:1–15:33; Maleachi 3:4–24; (2. Könige 7:3–20); Brit Chadascha: Lukas 5:12–26; Jakobus 5:13–20

(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]

Ordnung, Weisung: Torah für die Kinder Israel. 

Dieser Torah-Abschnitt besteht aus zwei Abschnitten. (Kap. 12), einmal die „Tasria-Ordnung!“  D.h. wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt und den damit verbundenen Tamáh-Ordnungen, das sind die Reinheits-und Hygiene-Vorschriften nach der Geburt.

Auch Mirjam (Maria) die Mutter Jeschuas befolgte diese Reinigungsordnungen (Lk 2:2122). Diese Unreinheit ist jedoch zu unterscheiden von der „Nidat“, der Unreinheit durch die Menstruation.

Paul Fabianke erklärt: „ Zeugung und Geburt des Menschen ist mit Sünde befleckt, daher musste das Sündopfer die als Schuld  auf die Mutter lastende Unreinheit weggenommen werden. Für das Kind musste kein Opfer gebracht werden“ (in Praktische Bibelerklärung, 3. Mo. 12: S. 26) ; siehe auch Psalm 51:7, Johannes 3:6.

Der zweite Torahabschnitt in Kapitel 13 und 14 behandelt die Ordnungen bei „Tsaraat“, „Aussatz“. Es muss sich jedoch um etwas handeln, das heute nicht mehr klar ist.

Der Talmud spricht davon, dass es sich um eine direkt Strafe Gottes auf den Menschen oder auf Gegenstände handelt. In Kap. 15 geht es um die Reinigung bei den „Aussätzigen“ und vor allem um die Ordnung bei unreinen und krankhaften Ausflüssen am Körper eines Menschen.

Im Jahre 70 n. Chr. nach der Zerstörung des zweiten Tempels verschwanden diese Ordnungen aus dem jüdischen Alltagsleben. Die Ordnungen über Reinheit und Unreinheit eines Menschen wurden im Zusammenhang mit dem Schutz der Gesellschaft und der Heiligkeit des Tempels erlassen. Nur die Mikwe-Ordnungen (Tauchbad nach der Menstruation) ist später wieder aufgenommen worden.

Der „Aussatz“ ist ein Bild für die menschliche Sünde (Jes 1:18; Ps 51:9); es geht darum, vor G’tt wieder „schneeweiß“  zu werden. Sie trennt uns von der Gemeinschaft mit dem lebendigen G’tt. Durch die Sünde ist der Tod in diese Welt gekommen (Röm 5:12; Tit 1:15; Offb 3:4).

Auch als Gläubige verunreinigen wir uns immer wieder in Gedanken, Worten oder Taten. So brauchen wir täglich die Reinigung durch das Blut Jeschuas, um seine Vergebung zu bekommen (1. Joh 1:8.9). Den Ordnungen entsprechend hatte sich der Aussätzige den Priestern gezeigt und wurde rein (Lk 5:1314). Das bedeutet, dass der Priester auch die Verantwortung für den Hygienebereich hatte. Nach der Krankheit galt es, das die Person sein Haar, seinen Kopf, seinen Bart und seine Augenbrauen scheren lassen musste (3. Mo 14:9). Die Rabbinen erklärten dazu folgendes: Ein Mensch wurde aus drei Gründen mit „Tsaraat“ geschlagen: Hochmut, Verleumdung oder Missgunst. Um sich zu reinigen, musste er daher den Kopf scheren, der hochmütig war, den Bart rasieren, weil er nicht den Mund gehalten hatte, als es notwendig war, und die Augenbrauen entfernen, weil er andere nicht gütig angeschaut hatte (Klei Jakar).

„Dies ist das Gesetz über den Mezora-Aussätzigen“ (14:2).

Rabbi Schimon ben Gamliel sagte zu seinem Diener: „Kaufe mir auf dem Markt etwas Gutes.“ Der Diener kaufte eine Zunge. Rabbi Schimon befahl ihm: „Nun geh, und kaufe mir etwas Schlechtes auf dem Markt.“ Der Diener kehrte mit einer zweiten Zunge zurück. Rabbi Schimon fragte ihn: „Wieso hast du beide Male eine Zunge gekauft?“

Der Diener antwortete: „Die Zunge bewirkt Gutes und Böses. Wenn es gut ist, gibt es nichts Besseres; aber wenn es böse ist, gibt es nichts Schlechteres“ (Wajikra Raba).

Frage: Nach Rabbi Jehoschua ben Levi (Midrasch Rabba 16:6) wird das Wort Torat („das Gesetz des …“) in Bezug auf Aussätzige fünfmal erwähnt, um uns zu lehren, dass einer, der laschon hara (schlechtes Gerede) spricht, eine schwere Sünde begeht, vergleichbar mit dem Verstoß gegen die fünf Bücher der Torah. Wie hängen Laschon Hara und die fünf Bücher der Torah zusammen?

Antwort: In Bereschit (Genesis) wird Chawa (Eva) von der Schlange dazu verführt, eine Frucht vom Baum des Wissens zu essen. Die Schlange spricht laschon hara über Haschem (G’tt): „Er verbietet dir, diese Frucht zu essen, weil ein Handwerker Konkurrenten hasst. Auch er konnte die Welt nur erschaffen, weil er diese Frucht gegessen und dadurch Weisheit erlangt hat“ (Raschi 3:5).

In Schmot (Exodus) befiehlt Haschem dem Mosche, die Hand an die Brust zu legen. Als Mosche sie hervorholt, ist sie weiß wie Schnee – voller Lepra. Das geschieht, weil Mosche Laschon Hara über das jüdische Volk gesprochen hat: „Sie werden mir nicht glauben“ (Raschi 4:6).

In Wajikra (Levitikus) sagt die Torah klar und deutlich, dass laschon hara verboten ist: „Du  sollst keine Gerüchte unter deinem Volk verbreiten“ (19:6).

In Bamidbar (Numeri) lesen wir von Miriam, die leprös wird, weil sie Laschon Hara über Mosche gesprochen hat (12:10).

In Dwarim (Deuteronomium) warnt uns die Torah: Hütet euch vor der Lepra …;  denkt daran, was Haschem mit Miriam gemacht hat, als ihr aus Ägypten gezogen seid“ (24:89).

Da Laschon Hara in allen fünf Büchern der Torah erwähnt wird, hat der Aussätzige, der Laschon Hara spricht, gegen alle fünf Bücher verstoßen.

“Der Priester gebietet ihm, Zedernholz und einen Stück scharlachrotes Garn und Ysop zu nehmen …” (3. Mo 14:4).

Raschi kommentiert: Damit wollte man übersteigerten Stolz bestrafen. Wie büßt man dafür, und wie wird man wieder rein? Indem man sich demütigt wie die genannten leblosen Dinge.

Der Kozker Rebbe bemerkte einmal: Unsere Rabbis haben immer betont, dass wir die Mizwot (Gebote) mit besten Absichten befolgen müssen. Dann ist ihr Wert unermesslich.

Es gibt jedoch eine Mizwa (Gebot), die wir nicht um ihrer selbst willen befolgen können: Die Demut. Wenn wir versuchen, demütig zu sein, ist das sogar eine Form des Stolzes.

Siehe hierzu auch die Mahnungen in Römer 3:13, 14:11; Jakobus 1:26, 3:5-8.