Das Kommen und die Geburt Jesu sind vielfach durch die Propheten angekündigt worden. Doch nur der Prophet Daniel sagte bereits vor rund 2600 Jahren den Zeitpunkt des Kommens des Messias voraus.
Im Blick auf den Messias halten wir fest: „Das Hauptereignis, das die Propheten ankündigten, ist nicht das Weltgericht, nicht die Wiederherstellung Israels, nicht einmal der Sieg der Gemeinde. Es ist das Kommen des Sohnes Gottes“ (René Pache).
Gott kam in der Person Jesu auf die Erde. Darin liegt die ermutigende Erfüllung zahlreicher Vorhersagen. Sogar seine Geburt wird in Jesaja 7,14 prophezeit, was in Matthäus 1,23 erneut aufgegriffen wird: „Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn tragen“ (Jüdisches Neues Testament, D. Stern). Wie das geschehen sollte, schildert detailliert der Arzt und Evangelist Lukas (Lk. 1,26-38).
Jesus kam in der Stadt Bethlehem (Beth Lechem, Haus des Brotes, Mt. 2,6; Lk. 2,15) zur Welt, wie der Prophet Micha schon Jahrhunderte zuvor ankündigt hatte (Mi. 5,1). Ein anderer Sohn dieser kleinen Stadt im Stammesgebiet Juda war der frühere König David (1. Sam. 16,4ff.). Die Propheten verhießen ihm ein ewiges Königtum (2. Sam. 7,12-16; Ps. 132,11; Jer. 23,5). In der Person Jesu hat sich das erfüllt, indem er auferstand (Apg. 1,3.11; 1. Kor. 15) und in alle Ewigkeit als König aller Könige herrschen wird (1. Tim. 6,15). Der Prophet Daniel aber hat als einziger eine weiteres Detail parat: die Zeitangabe für die Erfüllung dieses Ereignisses.
Wer war Daniel?
Daniel bedeutet „Mein Richter ist Gott“. Der Name, der im Buch Hesekiel mit Daniel wiedergegeben wird (Hes. 14,14.20; 28,3), wurde im masoretischen Text mit einem zusätzlichen Konsonanten (Danijel) versehen, der ursprünglich fehlte. Mit Keil & Delitzsch können wir jedoch davon ausgehen, dass mit diesem Namen tatsächlich der Prophet des gleichnamigen Buches gemeint ist. In Hesekiel wird er als einer der Gerechten Gottes mit Noah und Hiob in einem Atemzug genannt (14,14.16.20).
Daniel kam aus dem Stamm Juda und wurde im Alter von etwa 15 im dritten Regierungsjahr König Jojakims 605 v. Chr. nach Babel deportiert (Dan. 1,1-4). Er stammte aus vornehmem Geschlecht, d. h. höchstwahrscheinlich aus der Königslinie. In der Fremde fasste er einen für seine Jugend bemerkenswerten Entschluss: Er blieb den Ordnungen Gottes, die durch Mose offenbart worden waren, treu und weigerte sich, die für ihn als Juden verbotenen Speisen und Getränke des Königs zu sich zu nehmen (Dan. 1,8).
Eine ungewöhnliche Karriere
Durch seinen großen Lerneifer und Gottes Gnade war er schon bald mit dem gesamten Wissen Babyloniens vertraut und wurde später einer der mächtigsten Staatsbeamten am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezars. Er erlebte auch die persische Eroberung Babels und die Thronbesteigung des Persers Kyrus im Jahre 539 v. Chr.
Auffallend ist Daniels genaue Einhaltung der jüdischen Traditionen. Einige dieser Regeln werden noch heute im Judentum ausgeübt, wie das dreimalige tägliche Gebet (Dan. 6,11), das Gebet des Sündenbekenntnisses (Dan. 9) und das klare Festhalten an der Hoffnung der Auferstehung der Toten (Dan. 12,2ff.). Der jüdische Prophet Daniel muss markante Spuren im Exil hinterlassen haben, denn Rabbi Petachjia aus Regensburg, der im 12. Jahrhundert Babel besuchte, erwähnt in seinem Reisebericht eine zu jener Zeit im persischen Volk immer noch spürbare Verehrung Daniels. Dabei erwähnt er auch die den Persern heiligen Reliquien Daniels sowie ein nach ihm benanntes Haus (vgl. Hanna Liss, Tanach – Lehrbuch der jüdischen Bibel, S. 371).
Daniels Todesjahr ist uns nicht bekannt, aber wir haben durch erwähnte Ereignisse Ansatzpunkte, um es zu ermitteln: Daniel wurde unter dem Babylonier Nebukadnezar 605 v. Chr. deportiert (2. Kön. 24–25, Dan. 1,1-4). Er erlebte den babylonischen König Belsazar 539 v. Chr. (Dan. 5,29-30) und den persischen König Kyrus (Reg. 559–530 v. Chr., 538/9 Eroberung des babylonischen Reichs). 536 v. Chr. kam es zur ersten Welle der Rückkehr der Juden in ihre Heimat. Daniel ging nicht mit (Esr. 1,1-4). Unter Darius, einem medischen Herrscher, wird Daniel zu einem der drei Staatsmänner im Land, die die Regierungsgeschäfte zu verantworten haben (Dan. 6,1-4). Da Daniel in seinem Buch eine Geschichtsperiode von ca. 70 Jahren schildert, können wir davon ausgehen, dass er mindestens 80 Jahre, wenn nicht sogar über 85 Jahre alt wurde.
Auffallende Zweisprachigkeit
Das Danielbuch ist von Kapitel 1,1–2,4 und ab Kapitel 8,1 in hebräischer Sprache abgefasst, von Kapitel 2,4–7,28 jedoch in Aramäisch. Hinzu kommen noch Daniel-Apokryphen in griechischer Sprache, die aber später erschienen und nur seinen Namen tragen. Daher wurden sie nicht in den Kanon aufgenommen.
Sein Buch ist nur im christlichen Bereich unter den Prophetenbüchern eingegliedert. In der jüdischen Anordnung ist er unter den Schriften bzw. Geschichtsbüchern angeordnet. Der Schwerpunkt liegt für das Judentum auf der erbaulichen Dichtung, weniger auf dem prophetischen Charakter. Dennoch werden wir sehen, dass er entscheidende messianische Aussagen macht.
Auf der Suche nach Letzteren birgt das Buch Daniel viel Wissenswertes. Den ersten Hinweis finden wir in der Episode, in der die drei Juden Hananja, Mischael und Asarja in den Feuerofen geworfen wurden, da sie sich weigerten, Götzen anzubeten. Doch sie blieben unversehrt: Denn es war noch jemand mit ihnen, der wie Gottes Sohn aussah (Dan. 3,25). Etwas später, in Kapitel 7,13-15, prophezeit Daniel die Rückkehr des Messias. In Kapitel 12,2 schreibt Daniel über die Auferstehung, das Weltgericht und das ewige Leben der Erlösten. Doch der Höhepunkt und die Krone von Daniels messianischen Prophezeiungen ist die Voraussage des Erscheinens des Messias und seines Todesjahres.
Erstaunliche Prophetie
In Daniel 9,24-26 heißt es: „Siebzig Wochen (auf Hebr. Schwu’im, d. h. Gruppen von 7 Jahren, auch Jahrwochen genannt) hat Gott angeordnet als weitere Bestrafung von Jerusalem und Seinem Volk. Dann wird es endlich aufhören zu sündigen, seine Schuld wird gereinigt sein, und ewige Gerechtigkeit wird beginnen. Gericht und Weissagung wird erfüllt und das Allerheiligste gesalbt werden. So wisse nun und gib acht: Von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden, bis ein Gesalbter, ein Fürst kommt, sind es 7 Schwu’im, und 62 Schwu’im lang wird es wieder aufgebaut sein, und nach den 62 Schwu’im wird ein Gesalbter ausgerottet werden. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum zerstören“.
Schawuot bedeutet im Hebräischen „Wochen“, d. h. Einheiten von je sieben Tagen. Schwu’im sind Einheiten von je sieben Jahren. 70 Schwu’im sind also 490 Jahre, nach denen Gott dem Volk Israel seine Schuld verziehen hat.
Von der Zeit an, als das Wort vom Wiederaufbau Jerusalems erging bis zum Kommen eines Gesalbten, des Messias, sind es 7 plus 62 Schwu’im, also 49 plus 434 Jahre. Nun fehlt uns nur noch der Anfangspunkt dieser Zeit von 483 Jahren. Ich sehe diesen aus folgenden Überlegungen um das Jahr 457 v. Chr.: In Jeremia 29,10 ff. verspricht Gott, dass die babylonische Gefangenschaft nach 70 Jahren zu Ende gehe und dass er, Gott, sein Volk dann wieder annehme. Esra kam im siebten Regierungsjahr des persischen Königs Artaxerxes nach Jerusalem (Esr. 7,7), was als Erfüllung dieser Verheißung betrachtet wird. Artaxerxes regierte von 465–425 v. Chr., so dass wir vom Jahr 457 oder 458 als Ausgangspunkt der Berechnung ausgehen können.
Rechnen wir nun 483 Jahre hinzu, landen wir etwa im Jahr 26 n. Chr. Nach Daniel 9,26 soll dann der Gesalbte getötet werden. Später soll ein heidnisches Volk kommen und die Stadt und den Tempel zerstören. Beides traf so ein: Jesus wurde etwa im Jahr 30 n. Chr. gekreuzigt, 40 Jahre später wurden Jerusalem und der Tempel durch die Römer zerstört. Insofern gibt uns Daniel tatsächlich den Zeitpunkt des Wirkens Jesu an. Eine erstaunliche messianische Prophezeiung.
Weitere messianische Prophetien Daniels:
- 2,34-35 Das messianische Königreich kommt unscheinbar und erfüllt die Erde.
- 2,44-45 Das messianische Königreich herrscht in Ewigkeit.
- 7,13-14 Der Messias (Menschensohn) kommt mit den Wolken und wird ewig herrschen. Die Völker werden ihm dienen.
- 7,18 Die Heiligen werden mit dem Messias das Reich in Empfang nehmen. Sie werden mit ihm in Ewigkeit sein.
- 7,22 Die Heiligen werden das Reich richten und es in Besitz nehmen.
- 7,27 Alle Mächte unter dem Himmel werden dem Messias dienen.
- 9,25-26 Der Tod des Messias und die Zerstörung des Tempels werden angekündigt.
- 10,5. Die Heiligkeit und Herrlichkeit des Messias trägt das Aussehen eines Menschen.
- 12,1-3 Der Messias wird durch den Engel Michael sein Gericht auf der Erde ausüben.
Die Gläubigen werden zu ewigem Leben auferstehen.
Die Gläubigen, die anderen Gott näher brachten, werden besondere Herrlichkeit genießen.
Das vollendete Weihnachten
Daniel macht deutlich, dass die Wiederkunft des verherrlichten Jesus das zentrale Ereignis für diese Erde ist. Der Tenach (AT) enthält zahlreiche Prophezeiungen zum zweiten Kommen des Messias (Ps. 98,9; Dan. 7,13-14; Sach. 14,3-5). Im Neuen Testament ist gerade dies der Schwerpunkt aller Vorhersagen. Jesus sprach selbst davon (Mt. 24,29-31; 26,64; Joh. 14,1-3; 16,22; Offb. 3,11; 16,15; 22,7.12.20). Die Engel Gottes verkündeten sein erneutes Kommen (Apg. 1,9-11). Für die Apostel war es zentraler Inhalt der Predigt, so bei Paulus (1. Kor. 1,7-9; 11,26; Phil. 3,20; Kol. 3,4: Tit. 2,13), bei Petrus (1. Petr. 1,7; 2. Petr. 3,10), bei Judas (Jud. 14-15) und auch bei Johannes (Offb. 1,7-8).
Lassen wir unsere Hoffnung in der Advents- und Weihnachtszeit durch den Propheten Daniel stärken! Denn Advent bedeutet vom Wortsinn her „Ankunftszeit“. Und die Ankunft des vollendeten Messias ist das nächste anstehende Ereignis. Petrus schreibt in 2. Petrus 3,9, dass sich die Erfüllung der Verheißung nicht verzögert, sondern dass Gott Geduld mit uns hat, damit alle eine Chance zur Umkehr haben. Lassen Sie uns diese Zeit verstärkt unter dem Gesichtspunkt feiern, dass wir den auf Erden geborenen Messias wieder auf der Erde erwarten.