Matot-Masej

Thora: 4. Mose 30:2–32:42; 4. Mose 33:1–36:13 Haftara: Jeremia 1:1-2:3, Jeremia 2:4–28; 3:4;

(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]

Matot – Stämme, 4. Mose 30:2–32:42; Jeremia 1:1–2:3

Die Einleitung zu unserem Abschnitt besagt, dass dies, was jetzt kommt, Mose im Auftrag Gottes den Israeliten sagt. Insofern ist es göttliche Weisung durch den Mund Moses! (V. 1) Der Herr befahl und ordnete an. Wir können auch sagen, ER setzte die folgenden Weisungen für Israel fest.

Das Schwören

Es geht um den Schwur, das Gelübde, das Versprechen, das mit einem Eid vor Gott etwas zu tun geloben. Gott nimmt uns beim Wort. Wir sollen es nicht brechen (4. Mo 30:3). Unser Wort, das Verbindliche, das wir versprechen, soll verlässlich sein. Das Schweigen wird als eine stille Zustimmung verstanden (4. Mo 30:15). Zugleich kommt zum Ausdruck, dass die Männer für die Frauen und Töchter eine besondere Verantwortung tragen.

Der Krieg

Es ist der letzte Krieg, den Mose auf Gottes Weisung gegen Midian führt. Er rächt die Rache der Midianiter (Midejan = Streit). Die Strafe ist das Resultat eines grauenhaften Götzendienstes, an dem auch Israel schuldig wurde.

Midian ist das Kind von Abraham und Ketura (1. Mo 25:1). Die Nachkommen der Ketura wurden alle von Abraham in den Osten geschickt (1. Mo 25:6.). Die Bewohner der syrisch-arabischen Halbinsel und Transjordaniens sind die Nachkommen der Ketura. Im Golf von Akaba gab es immer eine Stadt Midian. In 1. Mo 37 lesen wir, dass die Midianiter den Joseph in die Sklaverei verkauften. Später waren es Midian und Moab, die Israel zum Götzendienst und zur Unzucht verleiteten. (4. Mose 22:4.7; 25:6).

Interessant ist, dass Jethro auch Midianiter war. Die Drusen heute verstehen sich als Nachkommen von Jethro. Durch den Richter Gideon wurden die Midianiter vollständig vernichtet (Ri 6–9).

Erstaunlicherweise wird auf den Wunsch der Stämme Gad und Ruben, nicht in das verheißene Land einzuziehen, eingegangen. Sie legen hier einen Eid ab und verpflichten sich den Bedingungen, wie sie in Kap. 30 formuliert wurden. Eine Frage taucht auf: Wie ist es mit dem Verständnis, dass die Aliya (Rückwanderung) als von Gott gegeben ist, in Einklang zu bringen?

Eine besondere Situation

Plötzlich taucht Manasses Sohn auf. Wo war sein Sohn Machir die ganze Zeit? Deborah singt in Ri 5:14, dass die Gesetzgeber von Machir auszogen zum Krieg. Doch wo war Manasse? Die Rabbinen sagen, Manasse war derjenige, der sich dem Thoralesen und Gesetz auslegen verpflichtet sah. Daher sahen die Gelehrten in Manasse den Hüter der Werte, die Ruben und Gad so dringend bei den Eroberungen brauchten.

Wen haben wir heute, der uns an die göttlichen Werte der Bibel erinnert?

Weil die Grenzen von Gad, Ruben und Manasse anders als verheißen verliefen, kam es fast zum Bruderkrieg wegen dieser territorialen Abspaltung vom Kernland (Jos 22).

Die Propheten

Gott liegt es am Herzen, das jüdische Volk in die erste, die ursprüngliche Gemeinschaft mit Gott zurückzurufen (Jer 2:2).

Deshalb beruft er Jeremia als seinen Propheten (Jer 1:5). Er will eine Hingabe der Herzen, ein Ernstnehmen seiner Gegenwart.

Matthäus 5:33–37, Philipper 3:7–21

Jeschua betont, dass unsere Versprechungen ohne Eide und Schwüre gelten sollen (Mt 5:33–37).

Wir leben heute in Gemeinschaft der ersten Liebe, die auch Israel zuteil wurde, denn Israel wurde in die erste Gemeinschaft zurückgerufen. Paulus weist darauf hin, dass unser Bürgerrecht im Himmel ist, daher unsere Gesinnung rechtschaffen im Umgang mit den anderen sein muss.

Unser irdisches Leben dürfen wir aus dieser Perspektive betrachten. Unsere Zukunft liegt bei ihm, wir sollen uns ausstrecken nach dem, was vor uns liegt (Phil 4:14). Daher leben wir in den Werten, wie sie Israel schon hatte und es der Gemeinde ebenso gegeben wurde.

***

Masaj – Wanderungen 4. Mose 33:1–36:13, Jeremia 2:4–28; 3:4

Der Inhalt dieses Thoraabschnittes

Die Wegbeschreibung der Wanderung Israels                                              33:1–49

Die Vernichtung der Götzen und die Vertreibung der Bewohner              50–52

Die Verteilung und die Grenzen des Landes                                                 33:53–34:15

Die für die Verteilung Verantwortlichen                                                         34:16–29

Die Städte für die Leviten                                                                                 35:1–7

Die Zufluchtsstädte bei fahrlässiger Tötung                                                  35:8–15.22-29

Gesetze und Bestrafungen bei vorsätzlichem Mord                                    35:16–21.30–34

Die Verwaltung des Bodenbesitzes der Stämme Israels                             36:1–13

 

Fragen an den Text und Lesehilfen

Welche Funktion erfüllen die Zufluchtsstädte?

Wer muss in eine solche Zufluchtsstadt ziehen?

Für wie lange Zeit?

Worin begründet sich die Dauer des Aufenthaltes?

Hintergrundinfos zu einzelnen Themen unseres Abschnitts

Die Landverteilung

Die Verteilung und Festlegung des Landes wird schon in 4. Mo 32 erzählt. – Mit dem Unterschied, dass die Stämme von Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse sich vom Jordan aus im Osten des Landes niederließen. In unserem Abschnitt ist der Schwerpunkt, dass die Landverteilung durch Losentscheid entschieden wird, ohne dass die einzelnen Gebiete des Landes bestimmten Stämmen zugeordnet werden. Die endgültige Zuordnung wird in Josua 13:8–19:51 vorgenommen.

Die Zufluchtsstädte

An mehreren Stellen der Thora wird Bezug genommen auf die Einrichtung solcher Städte.

  1. Mo 21:12–14, 5. Mo 4:43, 19:9, auch Jos 20:1–9

Derjenige, der ohne Absicht durch Unglück und Versehen einen anderen zu Tode gebracht hatte, musste in eine der sechs Zufluchtsstädte ziehen und so lange dort bleiben, bis der amtierende Hohepriester gestorben war. Erst dann konnte er wieder zurück in sein eigenes Haus. In 2. Mo 21:12–14 sehen wir, dass auch der Opferaltar als Zufluchtsstätte diente, wohl in einer Zeit, als noch keine eigentliche Stadt vorhanden war.

Interessant ist es, dass auch die Levitenstädte für schuldlose Mörder als Zufluchtsstädte dienen konnten.

Die Praxis dieser Städte wurde in Israel befolgt: 1. Kö 1:50, 2:28–29.

Wer einen schuldlosen Mörder innerhalb der Zufluchtsstädte tötete, wurde selbst vor Gericht gestellt und hingerichtet.

Zwei Ziele hatten diese Einrichtungen:

  1. Eine Schutzmassnahme für den Täter, der aber auch gleichzeitig sozial isoliert werden musste. (Das kam auch einer Bestrafung gleich).
  2. Die Schuld blieb nicht ungesühnt, sie belastete die ganze Gemeinschaft. Da nur der Tod Sühne bewirken kann, war die Vergebung des Schuldigen an den Tod des Hohenpriesters gebunden.

Der Go´el

Luther übersetzt hier Bluträcher. So kommt es, dass Israel als Volk der Rache von seinen Feinden beschrieben wurde. Das ist falsch! Es geht in unserem Abschnitt nicht um Rache, sondern um den Ausgleich.

Es geht um den – wörtlich „Löser Gottes“. Daraus ist das Wort „Erlöser“ entstanden.

Da durch Mord die Verminderung der Familie geschehen ist, denn sie hatten jemanden verloren, musste der Go´el nicht Rache, sondern einen Ausgleich schaffen.

Das bedeutete, er hatte den Auftrag, anderes Blut zu vergießen, das des Mörders, um so wieder eine Wiederherstellung des Gleichgewichtes als Lösung zu schaffen.

Es bleibt das Gebot: 2. Mo 18:20. Der Sohn ist nicht für die Sünden seines Vaters verantwortlich und der Vater nicht für die Sünden des Sohnes, sondern jeder ist für sich selbst verantwortlich!

Die Zeugen

Die Möglichkeit einer Verurteilung für eine todeswürdige Straftat war immer an die Aussagen von zwei Zeugen gebunden.

Es genügte nicht, wenn nur ein Zeuge etwas vorbrachte (4. Mo 35:30, 5. Mo 19:15).

(Viele Gedanken sind aus „Die Thora“ in Jüdischer Auslegung und „Tanach“, Lehrbuch der jüdischen Bibel, entnommen.)

Was lernen wir heute aus diesen Abschnitten?

Wie können wir mit der ungewollten Schuld des anderen umgehen?