Torah: 5. Mose 26:1–29:8; Haftara: Jesaja 60:1–22; Brit Chadascha: Lukas 21:1–4; Johannes 1:1–2:17; Apostelgeschichte 21:37–22:30 (beachte auch Johannes 8:1–12, 1. Johannes 1:1–2:17, Apostelgeschichte 21:37–22:30)
(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]
Ki Tawo – und wenn du ganz gewiss hineintreten wirst in das Land….
Jedes Jahr soll der jüdische Landwirt dem HERRN für seine Ernte danken. Statt voller Hochmut und Stolz soll der Landwirt die Erstlinge seiner Ernte G’tt darbringen, sich vor ihm verneigen und IHN anbeten.
26:1–11 Die Verordnung über die Erstlinge
V. 1: Wenn du in das Land kommst… D. h. alles im Leben Israels und alle seine materiellen Gaben sind Geschenke G’ttes.
… und DU nehme das Erste, das was als erstes an Frucht gewachsen ist.
G’tt will nicht das Beste, sondern das Erste von Israel. Wiederum war das Darbringen mit einem Bekenntnis SEINER großen Taten verbunden (V. 3–10a).
Es geht also um die Anbetung G’ttes. Aus der Anbetung folgt der grundsätzliche Dank als Lebenshaltung G’tt gegenüber.
Wie können wir andere Menschen an unseren „Erstlingen“, d. h. an unseren materiellen Gaben Anteil geben? Wir selbst sind Beschenkte, wie auch Israel.
Eine oft vergessene Aufforderung G’ttes. Warum nicht die ersten Früchte aus unserem Garten jemand anderem schenken?
Ein Textproblem ist Vers 5: Wer ist der Aramäer? Die Juden waren keine Aramäer, ebenso wenig wie Abraham oder Jakob ein Aramäer war. Vielleicht ist es gut, dass der Text darin mündet, dass es um die grundsätzliche Anbetung G’ttes geht (siehe V. 11).
26:12–15 Der Zehnte, ma áser
Der Zehnte soll für die Leviten als Erbbesitz gegeben werden (siehe auch 4. Mo 18:21–24). Der Zehnte ist für den Tempel bestimmt, der im Tempel selbst genutzt werden durfte (siehe auch 5. Mo 14:22–26). Wiederum war der Zehnte in jedem dritten Jahr für die Armen bestimmt, die mittellos waren und von der Gesamtheit Israels solidarisch versorgt wurden (siehe auch 5. Mo 14:28–29, 26:12–15).
26:16–19 G’tt und das Volk Israel leben in einer Bundesbeziehung
Die Resultate dieses Bundes betreffen beide Bundespartner.
Israel kommt zu einem großen Namen, zu einem guten Ansehen, zu einem Ruhm (eig. Lobpreis: T’hilah). Die Ehre Israels ist wie der Schmuck, Zier, Pracht, Glanz, Herrlichkeit, Ruhm, Ehre, Stolz: tif´ärät.
Zum ersten Mal in der Torah wird Israel als eine „heilige“ oder als ein „ausgesondertes Volk“ (am-kadosch) dem Jahwe, Deinem Schöpfergott (lejahwah älohäicha) bezeichnet.
5. Mo 27 Im neuen Land bekommt Israel eine „Bundesverfassung G’ttes“
27:1–10, 11–26 Die Berge Garizim und Ebal symbolisieren den Segen und Fluch. Garizim ist ein grünender Berg, Ebal ein kahler, schroffer Felsen. Interessant ist, dass nur die Kinder von Leah und Rachel auf dem Berg der Segnung waren. Die Priester fungierten als die Sprecher G’ttes in der Mitte des Tales.
Wiederholt wird deutlich: Segen oder Schaden sind abhängig davon, ob Israel sich an G’ttes Anweisungen hält oder nicht (5. Mo 11:8–32; 12:1–31, 28:1–68).
Der Auszug aus Ägypten ist die Verpflichtung zur Achtung G’ttes in der neuen Freiheit (5. Mo 29:1–9).
5. Mose 28–29: Das, was als Fluch (Zurücksetzung, nicht Verwerfung!) bezeichnet wird, kann auch im umgekehrten Sinn verstanden werden, d. h. Der Herr ist unser Schutz. Ist der Schutz weg, kann sich das Böse in der Welt voll entfalten. D. h. der Herr überlässt Israel dem Bösen. Dennoch bleibt der Bundesschluss (siehe Ps 126).
Diese Forderung G’ttes an Israel ist auch im NT zu sehen
Lukas 21:1–4; 1. Johannes 1:1–2:16
In der neuen Freiheit angelangt, bekommt Israel eine heilige Verpflichtung: Die Bundesschlüsse G’ttes in ihren Gesetzen und Lehren zu beachten und für immer in allen Generationen zu respektieren. Aus der Beachtung oder Nichtbeachtung resultiert der Segen oder der Fluch G’ttes (5. Mo 26:16–19, 27:10, 28:2.45).
Die Freiheit von Sünde und Schuld durch Vergebung und Gnade verlangt von uns ebenso die Respektierung der Ordnungen G’ttes (1. Joh 1:6–10, 2:4–9). Das entscheidende Kennzeichen innerhalb der Gemeinschaft der Messiasgläubigen ist die opferbereite Liebe aus dem Herzen zu G’tt und zum Nächsten. Hier ist die arme Witwe für mich ein Vorbild: Ihre Liebe zu G’tt war so groß, dass sie trotz ihrer Armut das Wenige, was sie zum Leben hatte, G’tt opferte (Lk 21:1–4). Damit vertraute sie ganz dem Herrn. Menschlich gesehen fast unmöglich, denn was sollte sie nun essen? Hatte sie etwa Psalm 146:9 im Herzen, wo G’tt sagt, dass er die Witwen und Waisen versorgt? Durch die Witwe wird deutlich: Die irdischen Lebenssorgen dürfen uns nicht gefangen nehmen (Lk 21:34, 1. Petr 5:7).
Durch den Messias Jeschua sind wir Bürger zweier Welten geworden, der irdischen und der himmlischen. Das letztgültige Ziel des Gläubigen ist das ewige Leben beim Vater im Himmel.
Nicht die Selbstverwirklichung, sondern die göttliche Wesensdarstellung durch unser Leben und Handeln ist Kennzeichen der Gläubigen (1. Joh 1:1–4).
Vater im Himmel, vergib uns, dass wir deine Prioritäten im Leben zu wenig umsetzen.