Torah: 1. Mose 1:1–6:8; Haftara: Jesaja 42:5–43:11; Brit Chadascha: Matthäus 1:1–17, 19:3–9; Markus 10:1–12; Lukas 3:23–38; Johannes 1:1–18; 1. Korinther 6:15–20; 15:35–58; Römer 5:12–21; Epheser 5:21–32; Kolosser 1:14–17; 1. Timotheus 2:11–15; Hebräer 1:1–3, 3:7–4:11, 11:1–7; 2. Petrus 3:3–14; Offenbarung 21:1–5, 22:1–5
(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]
Bereschit – Im Anfang
Inhalt des Torahabschnitts
1. Mose 1:1–2:3: Unmissverständlich macht unser Torahabschnitt deutlich, dass G’tt der Schöpfer des Universums ist. Er schuf die Erde, die Pflanzen, die Tiere und den Menschen in vollkommener Weise. Die Schöpfung wird als ein sechs Tage dauerndes Ereignis geschildert.
1. Mose 1:31: Alles war sehr gut, „ki tov“.
Nach Abschluss seines schöpferischen Handelns kommt ER selbst zu dem Ergebnis: „Siehe, ES WAR SEHR GUT.“ Nur an dieser Stelle wird in einem Superlativ, das nicht mehr steigerungsfähig ist, eine Bestandsaufnahme und damit die Herrlichkeit seiner Schöpfung beschrieben.
1. Mose 1:26: Die Schaffung des Menschen war SEINE „Beschlussfassung“.
In der Pluralform erscheint: „Nun wollen WIR einen Menschen machen“. Zum ersten Mal taucht eine „Pluralität G’ttes“ auf.
1. Mose 1:27: Der Mensch als Bild G’ttes (Ebenbild, Abbild, Spiegelbild, hebr. zelem)
Er ist der Höhepunkt aller Werke G’ttes. Der Mittelpunkt der Schöpfung ist die Kreation des Menschen als Gegenüber G’ttes, als Partner G’ttes.
Im Menschen sehen wir etwas vom Wesen G’ttes, seine Fähigkeiten tragen die Spuren G’ttes, er ist nur wenig niedriger als G’tt selbst (Ps 8:2).
Weil der Mensch ein „reflektierter Lichtstrahl G’ttes“ ist, wird er im höchsten Maße wirklich menschlich, wenn er mit G’tt lebt. Ansonsten sind die Gefahren des Missbrauchs seiner Macht und Fähigkeiten immer gegeben.
Weil ER heilig ist, hat der Mensch ebenso von G’tt eine Würde, die nicht missbraucht werden darf.
1. Mose 1:28: Wir sehen hier eines der 613 Gebote der jüdischen Tradition, und zwar „seid fruchtbar und mehret euch“.
1. Mose 3:8: Der Mensch, als Mann und Frau, hatte direkte unmittelbare Gemeinschaft mit dem Schöpfer, bevor diese zerbrochen wurde.
Diese unmittelbare Gemeinschaft wurde durch den Satan vernichtet (1. Mo 3:1–24).
1. Mose 2:4–25: Das Paradies war die Heimat des Menschen.
Der Garten Eden bleibt die Sehnsucht des Menschen.
Der HERR wird in den Tagen des Messias das Paradies wiederherstellen, siehe dazu: Jesaja 65:17–25; Offenbarung 20–22.
1. Mose 2:2: Der siebte Tag war das „Ruhen G’ttes“, der Ruhetag G’ttes.
(ruhen, hebr. schawat, eine Anspielung auf den Schabbat)
Während die Schöpfung in sechs Tagen geschaffen wurde, war der siebte Tag das eigentliche Ziel, das „Ruhen“.
In der jüdischen Tradition ist das eigentliche Ziel des Schabbat-Gebotes das Ruhen in der Gegenwart G’ttes als Heiligung des Tages gegenüber den Werktagen.
Daher gehört es ebenso zu den 613 Geboten des Judentums.
2. Mose 23:12: Der Schabbat erinnert uns an unsere Herkunft: Wir waren „Kinder des Paradieses“ in der Gemeinschaft mit dem Schöpfer lebend!
Die Ordnung und Heiligung des „Schabbat-Tages als eine „24-Stunden-Zeit-Einheit“, mit dem Ziel zu verstehen, dass wir nur eine begrenzte Zeit auf der Erde leben.
Rabbiner A. Herschel sagt: Der Mensch erobert und beherrscht den Raum (Kunst, Technik, Land- und Häuserbau), aber seine Macht endet an den Toren der Zeit.
1. Mose 3:1–24: Der Bruch, die Verheißung und die Vertreibung aus dem Garten Eden.
Das Handeln G’ttes hatte von Kapitel 3 an das Ziel, den Bruch zu SEINEM Geschöpf zu überwinden. ER überbrückt den Bruch zu mir, indem Er einen Weg schafft, die Schuld zu sühnen, die ich nicht sühnen kann.
1. Mose 3:15: Die allererste messianische Hoffnung liegt in dem Ausdruck „durch DEN Samen (hebr. säraa) der Frau soll dem Satan der Kopf zertreten werden“.
Meist wird „säraa“ allgemein mit „Nachkomme“ übersetzt, doch im NT wird vom DEM Samen gesprochen, z. B. sagt Paulus in Galater 3:16: „Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und SEINEM Samen zugesprochen worden”.
Es heißt nicht: «und den Samen» als von vielen, sondern als von einem: «und DEINEM Samen», welcher ist Christus (Messias)“. Ebenso heißt es in Galater 3:29: „Gehört ihr aber Christus (dem Messias) an, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben“.
Keine Frau trägt in sich „Samen“. Hier erstrahlt also die erste messianische Verheißung, die sich in Jeschua erfüllte. Denn Maria (hebr. Mirjam) wurde ohne das Zutun eines Mannes schwanger und gebar den Erlöser (hebr. goel, eigentl. Loslöser von der Sünde). Nur der Erlöser löst uns grundlegend von aller Schuld vor G’tt. Nur ER überwindet den Bruch des Menschen zu G’tt, so dass wir wieder Zugang zu ihm haben wie in den Tagen des Paradieses (Jes 7:14; Mt 1:18–23; Joh 3:17).
Nach dem Bruch wird das Vertrauen Adams gegenüber G’ttes Verheißung sichtbar, indem er seiner Frau den Namen Eva (hebr. Chawa, d. h. Lebensspenderin) gibt (1. Mo 3:20). Inmitten des Todes hält Adam am Leben fest, aufgrund der Verheißung G’ttes, die ER ihm gab. Darin sehen wir sein Vertrauen in G’tt und seine Verheißungen. Wie Adam sind auch wir zum Vertrauen gegenüber G’tt aufgerufen.
Die zunehmende Degenerierung, d. h. die Entfernung des Menschen von G’tt und der damit einhergehende Verfall der Ordnung G’ttes, die ganze Inhumanität des Menschen, seine Lust zum Mord, zur Brutalität, zur Habsucht und zum Stolz und zur Polygamie, ja seine ganze „Ichverliebtheit“ nahm damals, ab 1. Mose 4, ihren Anfang.
Doch Jesaja zeigt uns, dass am Ende der Zeiten nicht der Tod, sondern das Leben und die Erlösung im Mittelpunkt stehen. Daher singt dem Herrn ein neues Lied: Jesaja 42:10.
1. Mose 4:1–16: Die feindlichen Brüder und ihre Hingabe an G’tt werden durch ihre Werke dokumentiert.
Wir sehen in der Schrift, wie Brüderpaare immer wieder feindlich gegeneinander standen.
Bei Kain und Abel war die Hingabe an den Schöpfer in den Opfern zu sehen (1. Mo 4:4). Abel brachte die Erstlinge seiner Herde und das Fetteste, d. h. er dokumentierte durch sein Opfer die größte Hingabe an G’tt.
Ebenso Isaak und Ismael, 1. Mose 16; 21; 25
Jakob und Esau, 1. Mose 25; 36
Josef und seine Brüder, 1. Mose 37
Jeftah und seine Brüder, Richter 12
Absalom und Ammon, 2. Samuel 13
Salomo und Adonja, 1. Könige 1 usw.
1. Mose 5:1: Die zehn Generationen und die zehn Geschlechtsregister
Lesen wir in 1. Mose 6:9; 10:1; 11:10; 11:27; 25:12.19; 36:1.9; 37:2.
Interessant ist es, dass von Adam bis Noah und von Noah bis Abraham ebenso 10 Generationen aufgelistet sind.
Ohne Geschlechtsregister ist keine Autorität gegeben. Daher ist das Register im Matthäus- und im Lukasevangelium von so wesentlicher Bedeutung.
Bemerkenswert ist hier noch in 1. Mose 5:1 und 5:3: Adam im Bild G’ttes geschaffen. Seth ist jedoch im Bild Adams gezeugt. Hier wird der Abstieg und die Distanzierung des Menschen von G’tt deutlich.
Dennoch gab es Gerechte, die mit G’tt lebten wie Henoch, der dann sogar entrückt wurde (1. Mo 5:24).
1. Mose 6:8: Nach der schlimmsten Degenerierung des Menschengeschlechts bleibt die Gnade G’ttes immer noch erfahrbar, wie es bei Noah gewesen ist.
Zum Abschluss ist noch zu bemerken:
In 1. Mose 1:1 ff. wird von G’tt in der Pluralform (hebr. Elohim) als dem Schöpferg’tt gesprochen. In 1. Mose 2 taucht plötzlich ein anderer Name auf, der im Deutschen meist als „Gott der Herr“ wiedergegeben wird. Doch es wird hier vom „Jahwe G’ttes“ gesprochen.
In Kap. 4:1 glaubte Eva mit der Geburt Kains bereits an den Erlöser. Denn sie sagt, ich habe den „Mann des Jahwe“ gewonnen. Einzelne bis Henoch und Noah kannten ebenso den Namen des Herrn, der dem Menschen am nächsten erscheint.
G’tt, der im Namen „Jahwe“ (sollte das die richtige Aussprache der hebräischen Konsonanten sein) dem Menschen immer ganz nah gekommen ist und die Beziehung zu ihm gesucht hat. Für mich selbst ist der „Mann Jahwe“ der Messias Jeschua, auf den schon Eva gehofft hatte. Mein Erlöser von meiner Schuld und meine Tür zum Vaterhaus.