Torah: 5. Mose 16:18–21:9; Haftara: Jesaja 51:12–52:12
(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]
Schoftim – Richter!
Die innere Administration und Verwaltung Israels soll von Instanzen geleitet werden, welche die Gerechtigkeit zum höchsten Prinzip erheben. Daher bedarf es nicht allein einer sozialen Gerechtigkeit, sondern vor allem auch einer juristischen Gerechtigkeit, vor der alle Menschen gleich sind (5. Mo 16:18–19).
Doch nicht allein die Präsenz der Justiz, sondern die Respektierung der legislativen und der exekutiven Gewalt soll das nationale Leben Israels bestimmen. Daher sind die Richter und Magistrate, die Schöffen und Zeugen, die Priester und Propheten, ja selbst der König aufgefordert, in Ehrfurcht vor der Gerechtigkeit Gottes das Volk in barmherziger Weise zu organisieren und zu führen. Die Zukunft der Generationen ist von ihnen abhängig (5. Mo 16:12). Selbst wenn es zu Kriegshandlungen kommt, muss die Barmherzigkeit für den Soldaten oberste Priorität sein und wiederum das Angebot zum Frieden gegenüber dem Feind (5. Mo 20:1–20).
Überall da, wo die Faktenlage für eine Anklage zu ungesichert ist, gilt es, kein Urteil zu sprechen, damit im Zweifelsfall niemand schuldlos verurteilt wird; auf der anderen Seite muss jedoch konsequent gegen Gesetzesbrecher vorgegangen werden (5. Mo 19:1–21, 21:1–9).
Die Rabbiner haben als Erklärung für den Torahabschnitt in der Haftara den Jesaja-Abschnitt gewählt, um deutlich zu machen, dass es ein Trost ist, unter solch einem Gesetz, das voller Weisheit ist, zu sein. Weil aber die Menschen in den kommenden Generationen das Gesetz beugten, verloren sie das Land. Doch Jesaja tröstet, indem er auf den künftigen König hinweist, der das Recht für immer aufrichten wird (Jes 51:7.11.15.16, 52:1–12).