Wajikra

Torah: 3. Mose 1:1–5:26; Haftara: Jesaja 43:21–44:23; Brit Chadascha: Römer 8:1–13; Hebräer 10:1–14

(Angaben nach „Die Tora nach der Übersetzung von Moses Mendelssohn“ und David Stern)
[Autor: Jurek Schulz]

In diesem Torahabschnitt werden wir in das Opfersystem eingeführt.

Die hebräische Bedeutung von „opfern“ ist, dass der Opfernde sich durch das Opfer G’tt nähert. Es gibt für niemanden eine Einschränkung, alle können und müssen ein Opfer bringen, das ihrem Vermögen entspricht, wenn sie sich G’tt nähern wollen. Der eine ein Rind, der andere ein Vogelpaar oder einfach eine Handvoll Weizenmehl.

Unterschieden wurde zwischen dem freiwilligen Opfer und dem Sündopfer, das bei Verschulden gegenüber den Geboten G’ttes dargebracht werden musste. G’tt ruft später durch Jesaja dem Volk zu (Jes 43:24): „Du hast mir Arbeit gemacht mit deinen Sünden.“ Er änderte diesen Zustand endgültig (Jes 44:22): „Ich vergebe dir deine Schuld, kehre dich zu mir um, denn ich erlöse dich.“

Jeschua haMaschiach wurde das Opferlamm G’ttes (Röm 3:25): „Den hat G’tt … hingestellt als Sühne (Bedeckung) in seinem Blut …, indem er Sünden vergibt.“; 1. Petr 2:24: „…, der mit seinem Leib unsere Schuld an das Holz geheftet hat …“. Wir dürfen leben, weil er das Opfer gebracht hat. Beachte in diesem Zusammenhang besonders Hebräer 2:17 und 4:16, nach der Stern-Übersetzung; Danke, Vater im Himmel, für Deine Liebe zu mir, dass Du mir ein stellvertretendes Opfer durch den Maschiach (Christus) gesandt hast und ich nun Gemeinschaft mit Dir haben darf, indem Du die Trennung zu dir durch meine Schuld  beseitigt hast.

Das Opfer

Der Mensch war sich von je her bewusst, das sein eigenes Leben und sein Wohlergehen von dem Schöpfer abhing. Ausgehend davon fragen wir uns:

Was war der Hauptgedanke der Opfer?

Ihm gehört in Wirklichkeit alles, was der Mensch auf Erden besitzt und zu genießen glaubt. Dieses Bewusstsein der Abhängigkeit führte den Menschen dazu, Ihm das Beste zu geben, was er zu besitzen meint. Dadurch wurde die Abhängigkeit, aber auch die Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht. Es ist vor der Regelung des Opferdienstes durch G’tt selbst eine freiwillige Gabe, die der Mensch dem Herrn entgegen brachte. Siehe dazu die Beispiele bei Kain und Abel (1. Mo 4:34), bei Noah (1. Mo 8:20), ebenso bei Abraham (1. Mo 12:7).

Der G’ttes-Bund in 1. Mose 15:8 in Form eines blutigen Opfers auf die Frage des Abraham, „woran soll ich merken, dass Du Dein Versprechen hältst?“, beinhaltete einen Vertrag, dass G’tt den Juden auch das verheißene Land verspricht. G’tt selbst geht durch die Opferhälften hindurch und verspricht damit einen unwiderruflichen Bund.

Die Wortbedeutung „Opfer“ (hebräisch „olah“) bedeutet: das, was aufsteigt (zum HERRN). Das Opfer soll das Herz des Empfängers beeinflussen (z.B. 1. Mo 32:21). Jacov opfert dem Esau, damit durch die Gabe, die vor ihm hergeht, sein Herz besänftigt wird.

Grundsätzlich: Es gab zwei Arten von Opfer:

  • Blutige Tieropfer und
  • unblutige Rauch- und Trankopfer.

Die unblutigen ergänzten oft die blutigen Opfer. Die verschiedenen Arten der Opfer:

  • Brandopfer
  • Friedensopfer
  • Dankopfer
  • Sündopfer oder auch Schuldopfer.

Grundsätzlich: Das Blut ist die Seele alles Fleisches. Ich gebe es euch für den Altar, damit es euch Sühne schafft (3. Mo 17:11). Der Mensch hat vor dem Tier im biologischen Sinne keinen Vorzug, doch in seinem Wesen entspricht er dem Ebenbild G’ttes und hat daher eine höhere Aufgabe zu erfüllen, nämlich in Gemeinschaft mit dem Schöpfer zu leben. Doch diese Gemeinschaft ist zerstört.

Daher wurde von Anfang an im Opfer immer auch der messianische Gedanke festgehalten, die vollkommene Erlösung vom Bösen durch den Messias.

Daher verurteilten oft die Propheten den Opferdienst, weil er nicht in der richtigen Gesinnung stattfand (1. Sam 15:22; Jes 1:1115, 43:24, 66:2; Jer 7:21; Hos 6:6; Am 5:25; Ps 50:8 etc.).

Die Arten der Opfer und ihre Bestimmungen:

Bezeichnung der Opfer Was wurde verbrannt? Was geschah mit den anderen Teilen? Welche Tiere wurden geopfert? Was war der Anlass für das Opfer?
Brandopfer
(3. Mo 1);
Hebr. „olah“
Alles Keine Männliche Tiere ohne Fehler.

Tiere nach dem eigenen Vermögen.

Eine Sühnung für allgemeine Sünden. Ein Zeichen der Weihe und Hingabe
Speiseopfer,
Gedenkopfer
(3. Mo 2);
Hebr. „Mincha“, d.h. Geschenk
Symbolischer Anteil Wurde von den Priestern verzehrt Ungesäuertes Brot, Kuchen oder Getreide, das gesalzen sein musste Allgemeine Dankbarkeit für die ersten Früchte des Feldes
Friedensopfer,
Dankopfer,
Schwur- oder Gelöbnis-Opfer oder auch Opfer der Anbetung aus freiem Willen.
(3. Mo 3;
22:18-30);
Hebr. „Sewach-Schlamim“, d.h. Opfer für das Wohlergehen
Fettstücke Wurde im Gemeinschaftsmahl zusammen mit den Priestern und den Opfernden gegessen. Männliche oder  weibliche Tiere ohne Fehler nach persönlichem Vermögen.

Bei den freiwilligen Opfern war sogar ein fehlerhaftes Opfertier erlaubt.

Gemeinschaft für eine besondere Segnung.

Für die Einlösung eines Versprechens.

Aus genereller Dankbarkeit und Anbetung.

Sündopfer
(3. Mo 4);
Hebr. „Chatat“,
bedeutet ein Ziel verfehlt, ebenso „chet“-Schuld
Fettstücke Wurde vom Priester gegessen Der Priester oder die Gemeinde opferte einen Stier.

Der König ein Ziegenbock. Der Einzelne eine Ziege.

Es war das Reinigungsopfer. Immer wenn eine bestimmte Situation eine Reinigung notwendig machte.
Schuldopfer
(3. Mo 57);
Hebr. „Ascham“,
beinhaltet: Schuld oder Strafe auf sich geladen
Fettstücke Wurde vom Priester gegessen Widder ohne einen Fehler Traf auf Situationen zu, wenn Verunreinigung oder Entweihung von Heiligem geschah.
Ebenso wenn objektive Schuld vorlag.

Es ist zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz bei Sühne- und Schuldopfer zu unterscheiden.

Das Lamm Gottes (Joh 1:29.36, 1. Petr 1:19, Offb 5:12) kam zu sühnen (bedecken) die Schuld (Hebr 2:17), wie der Hohepriester mit dem Blut den Sühnedeckel der Bundeslade bedeckte, um das Volk dadurch zu entsühnen (3. Mo 16:16).

Quellen:

John H. Walton, Chronologische Tabellen zum AT, 1982
Michael Friedländer, Die jüdische Religion, 1971
Marc Breuer, Wissen und Wahrheit, 1988
W.Gunther Plaut, Die Tora, 2008